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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Aporien <strong>in</strong> der aristotelischen Konzeption des Beherrschten 343<br />

zu erwarten, dass für solche Menschen die E<strong>in</strong>drücke des s<strong>in</strong>nlichen<br />

Genusses, der <strong>in</strong> sich erfreulich, wenn auch nur subjektiv gut ist, ihre<br />

Berechtigung behalten.<br />

2. Die Schlechtigkeit<br />

Dafür, dass Aristoteles Mäßigkeit und Beherrschtheit unterscheidet, mag<br />

noch e<strong>in</strong> weiterer Grund e<strong>in</strong>e Rolle spielen, der deutlicher wird, wenn<br />

wir uns die Beh<strong>and</strong>lung des Schlechten ansehen. Der Schlechte überhaupt<br />

ist für Aristoteles gerade der Unmäßige. Dieser wird von ihm<br />

zweideutig beschrieben.<br />

Teils ist der Schlechte für ihn jem<strong>and</strong>, der alles Angenehme begehrt<br />

und von der epithymia gelenkt wird, dieses statt <strong>and</strong>erer D<strong>in</strong>ge zu<br />

wählen (1119a2), obwohl er nicht unmäßig se<strong>in</strong> will (1119a31 ff.). 27<br />

Dann würde er sich immer so verhalten, wie es der akratÞs manchmal<br />

tut. Auf der <strong>and</strong>eren Seite heißt es, der Unmäßige h<strong>and</strong>le nach dem<br />

Pr<strong>in</strong>zip, immer die verfügbare Lust zu verfolgen (1146b22 f.), und dies<br />

auch dann, wenn ke<strong>in</strong>e epithymia vorh<strong>and</strong>en ist (1148a17 f.). E<strong>in</strong> solcher<br />

rationaler Lustmaximierer hat e<strong>in</strong>e boulÞsis mit Bezug auf das Lebensganze,<br />

wenngleich ihm etwas Falsches, nämlich die Lust, als Gut ersche<strong>in</strong>t<br />

(1113a34 f.). Auch die Aussage, er wolle die Unmäßigkeit und<br />

bereue <strong>and</strong>ers als der Unbeherrschte se<strong>in</strong> Tun nicht, gehört <strong>in</strong> dieses<br />

Bild (1150b29 f.).<br />

In den Ausführungen über die Freundschaft mit sich selbst <strong>in</strong> EN IX<br />

4 h<strong>in</strong>gegen wird der Schlechte dem Unbeherrschten angenähert: Wie<br />

beim Unbeherrschten unterscheiden sich auch bei ihm die epithymia<br />

nach dem unmittelbar s<strong>in</strong>nlich Angenehmen und die boulÞsis nach dem,<br />

was gut für ihn ist (1166b7 f.), und wie dieser bereut er nachträglich se<strong>in</strong><br />

Tun. Die boulÞsis nach dem Guten sche<strong>in</strong>t aber hier den S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es<br />

bloßen Wünschens ohne orexis-Aspekt zu haben, da sie mit der doxa<br />

gleichgesetzt wird (1166b8 f., ähnlich 1112a10), die nicht praktisch ist.<br />

Beim akratÞs dagegen muss diese boulÞsis zeitweise e<strong>in</strong>en H<strong>and</strong>lungsbezug<br />

haben, wenn denn die akrasia nur e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>termittierende Schlechtigkeit<br />

ist (1150b34).<br />

27 Die Formulierung epithymei ist allerd<strong>in</strong>gs merkwürdig, da dieses Wort e<strong>in</strong>zelne<br />

s<strong>in</strong>nliche Begierden bezeichnet und auf das Haben von Charaktereigenschaften<br />

eher nicht passt.

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