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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Die aretÞ des Leibes 215<br />

Platon lässt aber auch ke<strong>in</strong>en Zweifel daran, dass Zweck dieses<br />

Bemühens um e<strong>in</strong>e harmonische Entwicklung von Körper und Seele<br />

letztlich die gute Verfassung der Seele und ihre ungestörte und wahrheitskonforme<br />

geistig-seelische Betätigung ist. In diesem S<strong>in</strong>ne heißt es<br />

auch schon am Ende des IX. Buches der Politeia, dass man nicht der<br />

Gesundheit als solcher den ersten Rang zubilligen, sondern „stets e<strong>in</strong>e<br />

harmonische Verfassung des Körpers um willen der harmonischen<br />

Verfassung der Seele“ anstreben solle (R. 591cd).<br />

Eher als e<strong>in</strong> Kuriosum sei erwähnt, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Textstück der<br />

Nomoi vor e<strong>in</strong>em Zuviel an Gesundheit und <strong>and</strong>eren körperlichen<br />

Vorzügen wie Schönheit und Kraft gewarnt wird, weil solche Vorzüge<br />

e<strong>in</strong>en Menschen leicht eitel und dreist werden lassen (728de). Die<br />

These, dass e<strong>in</strong> Zuviel an Gesundheit der charakterlichen Entwicklung<br />

schaden kann, ist sicher sehr ungewöhnlich <strong>in</strong> der antiken Ethik. Die <strong>in</strong><br />

den Nomoi formulierten ,Gesetze‘ und ihre Begründungen richten sich<br />

jedoch an e<strong>in</strong>e Gesellschaft von Bürgern, deren Tugend die sogenannte<br />

politische oder staatsbürgerliche ist. Die im eigentlichen S<strong>in</strong>ne Weisen<br />

würden kaum durch e<strong>in</strong> Zuviel an Gesundheit und <strong>and</strong>eren körperlichen<br />

Vorzügen eitel und dreist werden. Der Wert dieser Textstelle liegt<br />

vor allem dar<strong>in</strong>, dass sie ganz e<strong>in</strong>deutig als Kriterium für das rechte Maß<br />

des Bemühens um Gesundheit und <strong>and</strong>ere Aspekte körperlicher Exzellenz<br />

deren Wirkung auf die seelische Verfassung identifiziert.<br />

All diese Aussagen sche<strong>in</strong>en auf den ersten Blick völlig unvere<strong>in</strong>bar<br />

mit Annas’ These zu se<strong>in</strong>, dass Gesundheit oder Krankheit bei Platon<br />

adiaphora seien. M<strong>in</strong>destens ihr positiver oder negativer <strong>in</strong>strumenteller<br />

Wert sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e erhebliche Auswirkung auf die eudaimonische<br />

Qualität des Lebens zu haben. Ja diese Textstellen sche<strong>in</strong>en auf den<br />

ersten Blick sogar zu implizieren, dass Gesundheit (oder Abwesenheit<br />

beständiger schwerer Krankheit) e<strong>in</strong>e notwendige Bed<strong>in</strong>gung für die Eudaimonie<br />

ist. Selbst die (im Vergleich zur Adiaphorathese etwas<br />

schwächere) Autarkiethese könnte <strong>in</strong> diesem Fall nicht mehr aufrechterhalten<br />

werden. Weisheit im Verbund mit den charakterlichen Tugenden<br />

wäre nicht mehr alle<strong>in</strong> h<strong>in</strong>reichend <strong>in</strong> der Gewährleistung e<strong>in</strong>es<br />

eudaimonischen Lebens. 19<br />

So e<strong>in</strong>fach geht es denn aber doch nicht mit der Widerlegung von<br />

Annas’ These. Man muss differenzieren zwischen erstens der Frage, ob<br />

19 Die Autarkiethese ist schwächer als die stoisierende Interpretation, gemäß der<br />

alle putativen Güter bloße adiaphora s<strong>in</strong>d, da sie die Möglichkeit der Steigerung<br />

des Glücks durch leibliche und äußere Güter zulässt.

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