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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Jan Szaif<br />

Den folgenden zwei Problemen werde ich dabei e<strong>in</strong> besonderes<br />

Augenmerk schenken:<br />

1) Gemäß G-2 s<strong>in</strong>d die Tugenden diejenigen selbstzweckhaften<br />

Elemente, die e<strong>in</strong> Leben so wertvoll machen, dass es als eudaimonisch<br />

gelten kann. Muss man aber nicht (wie Aristoteles) darauf h<strong>in</strong>weisen,<br />

dass nicht schon Tugenden, sondern erst deren Betätigung e<strong>in</strong>e eudaimonische<br />

Lebenspraxis konstituiert? Wie kann dann aber die Tugend<br />

selbst als etwas um ihrer selbst willen Erstrebenswertes gelten, wenn sie<br />

doch erst durch ihre Betätigung ihren Zweck erfüllt? Deutet nicht auch<br />

Platons Rede von der Gerechtigkeit als etwas, das e<strong>in</strong>e bestimmte dynamis<br />

hat und sich <strong>in</strong> bestimmter Weise auswirkt, darauf h<strong>in</strong>, dass die<br />

Gerechtigkeit selbst nicht e<strong>in</strong> Konstituens der Eudaimonie, sondern nur<br />

e<strong>in</strong> kausaler Faktor ist, der die Hervorbr<strong>in</strong>gung jener Tätigkeitsweisen<br />

ermöglicht, die das gute und glückliche Leben konstituieren?<br />

2) Zu den erstrebenswerten Konsequenzen der Gerechtigkeit, die <strong>in</strong><br />

der Politeia der unter Güte-1 fallenden dynamis der Gerechtigkeit zugerechnet<br />

werden, gehören auch die Freuden, welche e<strong>in</strong>e gerechte und<br />

philosophische Seele erfährt. 33 Ist es hier nicht e<strong>in</strong>deutig, dass es sich um<br />

e<strong>in</strong>e wirkursächliche Beziehung zwischen der Gerechtigkeit und diesen<br />

Formen von Freude h<strong>and</strong>elt? Wenn dies so ist, muss die mit Güte-1<br />

geme<strong>in</strong>te Form der Glückszuträglichkeit wirkursächliche Beziehungen<br />

e<strong>in</strong>schließen. In diesem Fall ließe sich aber der Interpretationsvorschlag<br />

G-2, der Güte-1 auf e<strong>in</strong>en f<strong>in</strong>alen/<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischen und glückskonstitutiven,<br />

nicht aber <strong>in</strong>strumentellen Status e<strong>in</strong>grenzt, nicht mehr aufrecht<br />

halten.<br />

Die Erörterung dieser Fragen wird dadurch erschwert, dass der<br />

Begriff kausaler Beziehungen philosophisch kontrovers und <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Weisen ausdeutbar ist. E<strong>in</strong>e wichtige Information zum<br />

Verständnis der wünschenswerten „Folgen“ im S<strong>in</strong>ne von Güte-2 ergibt<br />

sich daraus, dass Glaukon sie als zeitlich nachfolgend bezeichnet (eQr<br />

t¹m 5peita wq|mom, 357b7 –8). Dies passt gut zu dem üblichen Vor-<br />

33 Die zwei Beweise zum freudvollen Charakter des gerechten und philosophischen<br />

Lebens <strong>in</strong> Politeia IX, 580d –588a, gehören noch zu der Thematik der<br />

mit Güte-1 verbundenen Wirkungen der Gerechtigkeit <strong>in</strong> der Seele. Erst <strong>in</strong><br />

Buch X wird (mit e<strong>in</strong>em ausdrücklichen Rückverweis auf die <strong>in</strong> Buch II durch<br />

Glaukon und Adeimantos formulierte Aufgabenstellung; X, 612a8 – c4) die<br />

Nützlichkeit des Gerechtse<strong>in</strong>s im S<strong>in</strong>ne von Güte-2 beh<strong>and</strong>elt (Lohn, den der<br />

Gerechte von <strong>and</strong>eren Menschen und von den Göttern erwarten kann). Alles,<br />

was davor über die Wirkungen des Gerechtse<strong>in</strong>s gesagt worden ist, wird ausdrücklich<br />

der Thematik ihrer Güte-1 zugeordnet (612a8 –b5).

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