05.11.2013 Views

Body and Soul in Ancient Philosophy

Body and Soul in Ancient Philosophy

Body and Soul in Ancient Philosophy

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

190<br />

Gyburg Radke-Uhlmann<br />

Wesen und für den Menschen Spezifische kann nur <strong>in</strong> etwas gesucht<br />

werden, was den Körper als e<strong>in</strong> Werkzeug gebraucht, und schließlich <strong>in</strong><br />

etwas, was selbst <strong>in</strong> der Verwirklichung e<strong>in</strong>es Wesens von e<strong>in</strong>em solchen<br />

Hilfsmittel unabhängig ist, d. h. <strong>in</strong> etwas, was von jedem von ihm<br />

selbst verschiedenen organon unabhängig ist.<br />

Während es auf den körperlichen und körperbezogenen Stufen<br />

e<strong>in</strong>en Unterschied zwischen dem wirklich für den E<strong>in</strong>zelnen Guten und<br />

dem Nützlichen bzw. Angenehmen gebe, falle bei dem, was für die<br />

rationale Seele gut ist, gut und nützlich immer notwendig zusammen.<br />

Der Alkibiades führt <strong>in</strong> diesen Unterschied zwischen relativen und mit<br />

Unlust gemischten Gütern und Lüsten und wahren, re<strong>in</strong>en Lüsten e<strong>in</strong>.<br />

Der Philebos expliziert im S<strong>in</strong>ne der Interpretation der spätantiken<br />

Platonkommentatoren die E<strong>in</strong>sicht, dass <strong>in</strong> dem Pr<strong>in</strong>zip des rationalen<br />

Denkens, im Intellekt, das wahre Wesen und das höchste Glück des<br />

Menschen zu suchen ist. Wenn dieser Intellekt aber das erste Gute ist,<br />

das, woran das Gute selbst zuerst und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em primären S<strong>in</strong>n – d.i. am<br />

konkretesten bestimmt – erkannt werden kann, dann ist die Erkenntnis<br />

des Guten, wie es im Seienden erkennbar werden kann, zugleich auch<br />

die primäre Art der Selbsterkenntnis, und umgekehrt kann man zu e<strong>in</strong>er<br />

Erkenntnis des Guten selbst solange nicht kommen, wie man noch über<br />

das, was man selbst ist, im unklaren ist oder e<strong>in</strong>er Täuschung unterliegt.<br />

Der Philebos führt im S<strong>in</strong>n dieser spätantiken Interpretationsrichtung<br />

also h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er konkreten bzw. zu der konkretesten und e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>haltlichen<br />

Art der Selbsterkenntnis, nämlich zu e<strong>in</strong>er Erkenntnis dessen,<br />

was als Gutes erkennbar ist. 19 In eben diesem S<strong>in</strong>n verb<strong>in</strong>det auch unsere<br />

Philebos-Stelle die Frage nach der Selbsterkenntnis mit der Def<strong>in</strong>ition<br />

der Mischung aus Lust und Unlust, die für die Komödie charakteristisch<br />

sei.<br />

Je nach dem, wo man das eigene Selbst lokalisiert, wird die Lust, die<br />

man erfahren kann, e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e oder e<strong>in</strong>e gemischte se<strong>in</strong>. Denn <strong>and</strong>ers als<br />

die Freude an der Erkenntnis dessen, was für sich etwas Bestimmtes und<br />

19 Diese platonische These von der wesentlichen Verb<strong>in</strong>dung zwischen der<br />

Selbsterkenntnis des Menschen und der Erkenntnis des Guten wird <strong>in</strong> der<br />

Anlage des Unterrichts, <strong>in</strong> dem <strong>in</strong> die platonische Philosophie e<strong>in</strong>geführt<br />

werden sollte, dadurch abgebildet, dass der Dialog, der die Selbsterkenntnis<br />

zum Thema hat, der Alkibiades, und der Dialog, <strong>in</strong> dem es um das Gute geht,<br />

der Philebos, den Anfang und den Abschluß des philosophischen Unterrichts<br />

bilden.

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!