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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Demokrits Seelenmodell und die Pr<strong>in</strong>zipien der atomistischen Physik 119<br />

mäßigen Form und ihrer Kle<strong>in</strong>heit das ger<strong>in</strong>gste Maß an Berührungsfläche<br />

mit den <strong>and</strong>eren Atomen aufweisen, wird ihre Fortbewegung so<br />

wenig wie sonst bei ke<strong>in</strong>er Atomform gehemmt. 23 Zudem erlaubt die<br />

Glätte und Gleichförmigkeit ihrer Oberfläche kaum e<strong>in</strong>e mechanische<br />

Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>and</strong>eren Atomen, ihre Kle<strong>in</strong>heit gibt ihnen die Möglichkeit,<br />

<strong>in</strong> die Leerräume, die bei allen Konfigurationen von Atomverb<strong>in</strong>dungen<br />

zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Atomen bestehen, e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen<br />

und so durch die Verbände <strong>and</strong>erer Atome h<strong>in</strong>durchzugleiten.<br />

Besondere Beachtung verdient nun, dass Demokrit die Seelenatome<br />

nicht, wie von e<strong>in</strong>er Vielzahl von Forschern unterstellt wird, <strong>in</strong> stofflicher<br />

H<strong>in</strong>sicht von den übrigen Atomen unterschieden hat, <strong>in</strong>dem er<br />

sie angeblich mit dem Element des Feuers identifizierte und damit<br />

letztlich als qualitativ eigenständige Gruppe atomaren Se<strong>in</strong>s markierte. 24<br />

Auf diesen Punkt ist hier kurz e<strong>in</strong>zugehen, weil e<strong>in</strong>e solchermaßen<br />

angenommene Identifikation natürlich weitreichende Konsequenzen<br />

für die Bewertung des Verhältnisses von physikalisch-körperlicher und<br />

seelischer Welt bei Demokrit haben muss. So dient die qualitative<br />

Identifikation der Seelenatome mit Feueratomen letztlich dazu, Demokrits<br />

philosophisches System als e<strong>in</strong>en Dualismus zu erweisen, <strong>in</strong><br />

welchem sich feuerartiger, göttlich immaterieller Geist und geistlose<br />

Materie als zwei wesensmäßig geschiedene Pr<strong>in</strong>zipien gegenüberstehen.<br />

25 In dieser Sichtweise wird beispielsweise behauptet, „dass die<br />

[Feuer]atome … die Fähigkeit des Empf<strong>in</strong>dens und des Denkens be-<br />

23 Diesen Sachverhalt erklärt auch Phlp. <strong>in</strong> de An. 84, 24 ff. (Kugel hat ger<strong>in</strong>gste<br />

Berührungsfläche mit ebenen Körpern); 85, 8 ff. (von polygonal-sphäroiden<br />

Körpern hat die Kugel die beste Durchgangsfähigkeit, weil sie bei gleichem<br />

Durchmesser die ger<strong>in</strong>gste Oberfläche bzw. bei gleicher Oberfläche den ger<strong>in</strong>gsten<br />

Durchmesser hat).<br />

24 So Zeller 1920, 1115 („Die Seele … aus dem beweglichsten Stoffe, aus …<br />

Feuer …“), ebenso 1122; Gilbert 1911 458; 465 u. passim; Schmid 1948,<br />

227 f.; 263; 271; 272 Anm. 6; Stella 1942, 215 („… atomi quasi immateriali di<br />

fuoco … La precisazione qualitativa di ,atomi di fuoco‘ …“); Alfieri 1979, 141;<br />

143. Bloch 1978, 9. Auch Luria 1970, 109 sche<strong>in</strong>t dieser Me<strong>in</strong>ung zu se<strong>in</strong>,<br />

wenn er die demokritische Seelenlehre unter das Stichwort stellt: Animam ex<br />

ignis atomis constare.<br />

25 Gilbert 1911, 458 ff. (478: „… unbewußt e<strong>in</strong>en Dualismus geschaffen, von<br />

dem aus er die Welt erklärt“). Der Versuch, den demokritischen Atomismus<br />

von hier aus als Dualismus zu deuten, tendenziell auch bei Stella 1942, 215 f.,<br />

dann v. a. bei Schmid 1948, 255 ff.

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