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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Georg Rechenauer<br />

sitzen“ 26 . Hier werden also die Qualitäten des Geistigen <strong>in</strong> das e<strong>in</strong>zelne<br />

Feueratom implementiert, dieses wird zum „eigentlich Göttliche[n]“<br />

bzw. „Träger der göttlichen Substanz.“ 27 Als Konsequenz dieser Auffassung<br />

ergibt sich die Annahme „e<strong>in</strong>[es] vernünftige[n] Weltgesetz[es],<br />

welches <strong>in</strong> den denkenden Atomen der Gottessubstanz se<strong>in</strong>en Grund<br />

hat, und welches <strong>in</strong> den Feuerausstrahlungen <strong>in</strong> den Kosmos und <strong>in</strong> die<br />

Seelen der Menschen e<strong>in</strong>geht“ 28 . Mithilfe e<strong>in</strong>es solchen idealistischen<br />

Überbaus sieht man den Atomismus unvermittelt <strong>in</strong> Neuplatonismus<br />

verw<strong>and</strong>elt.<br />

Doch besteht e<strong>in</strong> grundlegender methodischer Fehler dieser These<br />

dar<strong>in</strong>, dass sie ke<strong>in</strong>e klare Unterscheidung zwischen den zwei Stufen<br />

demokritischer Welterklärung trifft, der Ebene der Pr<strong>in</strong>zipien und<br />

derjenigen der konstituierten Phänomene. Dies führt zu dem Trugschluss,<br />

den Seelenatomen als Primäreigenschaft Wärme und damit<br />

Feuerqualität zuschreiben. 29 Denn speziell die Gegensatzqualitäten kaltwarm<br />

s<strong>in</strong>d für Demokrit ke<strong>in</strong>e Primäreigenschaft von Atomen, sondern<br />

e<strong>in</strong> Phänomen, das erst im Zusammenhang der Bewegung von Atomen<br />

auftritt und im Bereich der sekundären Wahrnehmung qualitative<br />

26 Gilbert 1911, 461; Mugler 1959, 34 f. Muglers Deutung ist auch bei Ibscher<br />

1984, 95 nicht ohne Wirkung geblieben.<br />

27 Gilbert 1911, 458; 460. Dieser beruft sich für die Gleichsetzung der Feueratome<br />

mit „der göttlichen Substanz“ auf Aët. I 7, 16: Dglºjqitor moOm t¹mhe¹m<br />

1m puq· svaiqoeide?, wozu er noch IV 3, 5 stellt. Doch liegt hier nur e<strong>in</strong>e<br />

unscharfe Ausdrucksweise vor, <strong>in</strong>sofern als natürlich nicht das Element Feuer<br />

kugelförmig (1m puq· svaiqoeide?) se<strong>in</strong> kann, sondern nur E<strong>in</strong>zelkonstituenten<br />

des Feuers. Diesen aber kommen die von Gilbert reklamierten Eigenschaften so<br />

nicht zu.<br />

28 Gilbert 1911, 473.<br />

29 So Gilbert 1911, 462 f. u. Schmid 1948, 258 f. Letzterer hält es lediglich für<br />

e<strong>in</strong>e Fiktion Demokrits, „daß das Seelenatom den %poia zuzurechnen sei.“<br />

Richtig hierzu Alfieri 1979, 144: „… una parte delle forme sferiche produce il<br />

calore … che l’anima è caratterizzata dal calore … ciò <strong>in</strong> conseguenza della<br />

forma sferica dei suoi atomi“. Aber auch Alfieri bleibt unschlüssig, „se si debba<br />

<strong>in</strong>tendere che i m<strong>in</strong>utissimi atomi ignei costituiscano l’anima <strong>in</strong> quanto si aggegrano<br />

oppure siano già forniti di qualità psichiche“, wenngleich er den letzten<br />

Fall im Widerspruch zu der Prädikation der Atome als %poia sieht. Aber mit<br />

dem Schluss (145), „sicché gli atomi sono psichici, anche allo stato di isolamento“,<br />

schlägt auch er den Weg des Dualismus e<strong>in</strong>. Er sieht sich zu dieser<br />

Lösung dadurch bestimmt, dass nur dann, wenn die Beseeltheit den Konstitutionselementen<br />

als orig<strong>in</strong>äre Qualität zukomme, die Problematik um die<br />

E<strong>in</strong>heit der Seele bzw. des Bewusstse<strong>in</strong>s und der Person befriedigend zu lösen<br />

sei.

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