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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Der Geist im vollkommenen Körper 487<br />

der „neuen Erde“ und im „neuen Himmel“, das <strong>in</strong> der Gottesschau und<br />

dem Gotteslob besteht. 55 Mit philosophischen Positionen setzt er sich<br />

zuletzt <strong>in</strong> Kap. 29 ause<strong>in</strong><strong>and</strong>er: Es stelle sich die Frage (p. 625,3 f.: non<br />

parva quaestio est), ob die Menschen <strong>in</strong> ihrem auferst<strong>and</strong>enen Leib Gott<br />

mit ihren leiblichen Augen (oculi corporei) sehen werden. Wiederum<br />

betont August<strong>in</strong>, dass Aussagen über die Fähigkeiten des corpus spiritale<br />

spekulativ bleiben müssen. 56<br />

Die Annahme e<strong>in</strong>er Schau des unkörperlichen Gottes mit körperlichen<br />

Augen – selbst e<strong>in</strong>es geistigen Körpers – widerspricht dem <strong>in</strong> der<br />

Philosophie akzeptierten Axiom des idem per idem, wie August<strong>in</strong> ausführt:<br />

Die Körpers<strong>in</strong>ne können nichts Intelligibles wahrnehmen, und<br />

auch der Geist kann Körperliches nicht selbst (p. 628,27: per se ipsam)<br />

erkennen, sondern ist auf die S<strong>in</strong>ne angewiesen. 57 Wie steht es nun aber<br />

um die geistige Erkenntnis und s<strong>in</strong>nliche Wahrnehmung, wenn der<br />

Geist sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geistigen Leib bef<strong>in</strong>det? August<strong>in</strong> braucht also für<br />

den auferst<strong>and</strong>enen Menschen und die S<strong>in</strong>ne des geistigen Leibes e<strong>in</strong>e<br />

eigene Wahrnehmungs- und Erkenntnistheorie. Er nimmt an, dass die<br />

<strong>and</strong>ersgearteten Augen auch die „geistige Natur“ sehen können, 58<br />

wofür er wie folgt argumentiert: Gott, der ja re<strong>in</strong> geistig ist (nach<br />

Io. 4,24), kann S<strong>in</strong>nliches sehen; wenn also der re<strong>in</strong>e Geist Körper<br />

sehen kann, kann man auch annehmen, dass e<strong>in</strong> geistiger Körper Geist<br />

wahrnehmen kann (22,29, p. 629,7 –9):<br />

sicut ergo constat corpora videri spiritu, quid si tanta erit potentia spiritalis corporis, ut<br />

corpore videatur et spiritus? spiritus enim est deus.<br />

55 P. 629,18 f. und 630,9 f.; vgl. dazu oben Anm. 16. – Die Beschreibung der<br />

Höllenstrafen erfolgte <strong>in</strong> Buch 21; vgl. auch ench. 93.<br />

56 P. 628,18 f.: … spiritale corpus nescimus quantos habebit accessus (de re quippe <strong>in</strong>experta<br />

loquimur). – Die Unterscheidung zwischen visio corporalis, spiritalis und<br />

<strong>in</strong>tellectualis aus Gn. litt. 12,11,22 –12,25,52 gilt auch für die Wahrnehmung des<br />

auferst<strong>and</strong>enen Körpers, allerd<strong>in</strong>gs ohne Irrtumsanfälligkeit (ibid. 12,36,69).<br />

Nach Watson 1983/84, 222 – 232 stützt sich August<strong>in</strong> dabei auf Porphyrios’<br />

Theorie der imag<strong>in</strong>ativen Fähigkeiten des menschlichen Pneumas im Prozess<br />

der Er<strong>in</strong>nerung und Repräsentation von s<strong>in</strong>nlichen Ersche<strong>in</strong>ungen (z. B. im<br />

Traum).<br />

57 P. 628,24 – 30: ratioc<strong>in</strong>atio quippe illa philosophorum, qua disputant ita mentis aspectu<br />

<strong>in</strong>tellegibilia videri et sensu corporis sensibilia, id est corporalia, ut nec <strong>in</strong>tellegibilia per<br />

corpus nec corporalia per se ipsam mens valeat <strong>in</strong>tueri, si posset nobis esse certissima,<br />

profecto certum esset per oculos corporis etiam spiritalis nullo modo posse videri deum. –<br />

August<strong>in</strong> selbst bestimmt noch <strong>in</strong> an. quant. 76 die permanente höchste Schau<br />

als körperlos; vgl. ep. 92 und 148; dazu Miles 1979, 108 – 111.<br />

58 P. 626,26 f.

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