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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Michael Erler<br />

h<strong>and</strong>lung gehört nun genau das, was Platon von den ,anständigen<br />

Menschen‘ verlangt: Analyse des Anlasses, der Emotion und der Disposition<br />

des Menschen, Beurteilung der Situation und Orientierung an<br />

exemplarischem Verhalten. 52 Alles dies soll dazu führen, dass erkannt<br />

wird, was an den jeweiligen Affekten natürlich, akzeptabel und dem<br />

<strong>in</strong>dividuellen Glück nicht abträglich ist. Die Konvergenz dieser Postulate<br />

mit dem, was Platon im 10. Buch der Politeia fordert, ist deutlich.<br />

Schon R. Sorabji 53 hat darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass die dort formulierten<br />

Vorgaben auf bemerkenswerte Weise Elemente hellenistischer Affekttherapie<br />

antizipieren. Epikur freilich lässt er unberücksichtigt, obgleich<br />

gerade diese Schule den Widerfährnissen des Lebens, der Zerbrechlichkeit<br />

des Glücks und den emotionalen Zuständen der Menschen, also<br />

der tragischen Weltsicht, die Platon für Philosophen nicht, wohl aber<br />

bei bestimmten Menschen akzeptiert, <strong>in</strong> besonderer Weise Rechnung<br />

trägt.<br />

Gewiss, bei der Suche nach Vorbildern für Epikurs Position kann<br />

man auch bei <strong>and</strong>eren, etwa Aristoteles, fündig werden, der ebenfalls<br />

e<strong>in</strong>e Art ,Affektpädagogik‘ entwickelt. 54 Gleichwohl ist von Interesse,<br />

dass sich Entsprechendes auch bei Platon f<strong>in</strong>det, dem oftmals e<strong>in</strong><br />

Konfliktmodell zwischen Vernunft und Affekt zugeschrieben wird. E<strong>in</strong><br />

Blick schon <strong>in</strong> Platons Dialog Phaidon zeigt, dass dort zwei Lebensmodelle<br />

mit unterschiedlichen Vorgaben für Affekttherapie und epimeleia<br />

tÞs psychÞs illustriert werden, die den Rahmen vorgeben für jene<br />

Ause<strong>in</strong><strong>and</strong>ersetzungen, die dann im Hellenismus vor allem mit dem<br />

Namen Epikurs und der Stoa verbunden werden. Dies erkennt man,<br />

wenn man sich nicht nur von der Sokratesfigur fesseln lässt, sondern<br />

bemerkt, dass der poeta doctus Plato nicht nur se<strong>in</strong>e Hauptfigur, sondern<br />

auch Phaidon exemplarisch stilisiert und <strong>in</strong> der Politeia geradezu kommentiert.<br />

Beide haben offenbar <strong>in</strong> der Folge E<strong>in</strong>druck gemacht.<br />

52 Zur situationsorientierten Affektanalyse bei den Epikureern mit dem Verfahren<br />

des epilogismos vgl. Erler 2003b.<br />

53 Sorabji 2000, 213.<br />

54 Vgl. Horn 1998, 155 ff.

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