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Body and Soul in Ancient Philosophy

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484<br />

Therese Fuhrer<br />

platonischen Schule zwei Positionen diametral gegenüber: Nach Porphyrios<br />

wollen die Seelen dem Körper entfliehen, nach Platon wollen<br />

sie wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Körper zurück. E<strong>in</strong>e dritte Position lässt sich gestützt<br />

auf den Timaios-Mythos vertreten: dass es Seelen gibt, die <strong>in</strong> ihren<br />

Körpern bereits glückselig s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong> diesen bleiben wollen (corpora, <strong>in</strong><br />

quae reverti cupiunt, secum habebunt). 49<br />

Diese dritte Position wird im Folgenden als ideale Lösung dargestellt,<br />

die sich aus der Kontroverse zwischen den Positionen der beiden<br />

Philosophen ergibt und die mit der christlichen identifiziert werden<br />

kann (Kap. 27). Denn e<strong>in</strong>erseits sei Platons Lehre wahr, dass selbst die<br />

Seelen der Weisen nicht ohne Körper se<strong>in</strong> können und <strong>in</strong> die Körper<br />

zurückkehren wollen; 50 <strong>and</strong>ererseits vertrete auch Porphyrios die<br />

Wahrheit, <strong>in</strong>dem er sagt, dass e<strong>in</strong>e gere<strong>in</strong>igte Seele nach ihrer Heimkehr<br />

zum „Vater“ nicht mehr zu den „Übeln der Welt“ zurückkehren<br />

müsse. Beide hätten sie, wenn sie mite<strong>in</strong><strong>and</strong>er hätten kommunizieren<br />

können, auf diese richtige Lösung kommen müssen: dass die re<strong>in</strong>en<br />

Seelen e<strong>in</strong>mal solche Körper erhalten würden, <strong>in</strong> denen sie von Beschwerden<br />

unbehelligt und ewig leben können (22,27). 51 Aus ihren<br />

Positionen ergibt sich also folgende Schlussfolgerung (p. 621,5–9):<br />

auch <strong>in</strong> civ. 10,21; 10,30; 13,19; 14,15; 21,3; s. 241,5. Damit greift er offenbar<br />

auf e<strong>in</strong>e platonische Vergil<strong>in</strong>terpretation zurück; dazu Hadot 1971, 215–231.<br />

Vgl. auch Müller 2003, 282 – 287. – In s. 241,4 unterstellt August<strong>in</strong> Platon, dass<br />

er me<strong>in</strong>e, die Seelen erstrebten die Rückkehr <strong>in</strong> den Körper wegen der delectatio<br />

corporis; dazu Alfeche 1995, 100 f.<br />

49 P. 620,7 f. Das Argument f<strong>in</strong>det sich bereits <strong>in</strong> civ. 13,19; dazu Alfeche 1995,<br />

126 – 128 und 132 – 134.<br />

50 In ep. 140,16 nennt August<strong>in</strong> die Verb<strong>in</strong>dung von Geist und Körper e<strong>in</strong> dulce<br />

consortium, <strong>in</strong>util. ieiun. 5 e<strong>in</strong> quasi quoddam coniugium; öfter spricht er von<br />

cohaerere (z. B. civ. 10,29, p.449,18), von e<strong>in</strong>em Gewebe (civ. 22,4, p. 558,27:<br />

attexere), von e<strong>in</strong>er connexio (ep. 238,12), vom naturalis quidam adpetitus corpus<br />

adm<strong>in</strong>istr<strong>and</strong>i (Gn. litt. 12,35,68) usw. Dazu Rist 1995, 97 –104; van Bavel<br />

1995, 45 – 93. Nach Cipriani 1996, 384 f. stützt sich August<strong>in</strong> damit auf Varros<br />

Anthropologie. – Die Trennung von Seele und Leib – der Tod – kann daher<br />

ke<strong>in</strong> Gut se<strong>in</strong> (civ. 13,6); die Todesqualen entstehen <strong>in</strong>folge der Trennung von<br />

Körper und Seele, die „gegen die Natur“ erfolgt (contra naturam). Dazu Miles<br />

1979, 120 f.<br />

51 P. 620,28 –621,3: puto quod viderent esse iam consequens, ut et redirent animae ad<br />

corpora et talia reciperent corpora, <strong>in</strong> quibus beate atque <strong>in</strong>mortaliter viverent. Vgl. auch<br />

22,27 (p. 620,15 – 17): Wenn die beiden mite<strong>in</strong><strong>and</strong>er hätten diskutieren können,<br />

wären sie „vielleicht“ zu der christlichen Lösung gekommen (facti essent<br />

fortasse Christiani). Dazu Alfeche 1995, 124 – 126; Richey 1995, 136 f., der dem<br />

Rückschluss auf Platon die Legitimität abspricht (die August<strong>in</strong> allerd<strong>in</strong>gs nicht

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