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Body and Soul in Ancient Philosophy

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318<br />

Friedemann Buddensiek<br />

bundene Streben) auf die Berücksichtigung oder Mite<strong>in</strong>beziehung der<br />

Umwelt des Lebewesens angewiesen ist, ist sie auf die Wahrnehmung<br />

oder Registrierung nicht nur der eigenen Zustände des Lebewesens,<br />

sondern eben auch se<strong>in</strong>er Umwelt und se<strong>in</strong>es Verhältnisses zu ihr angewiesen.<br />

Außenwahrnehmung prägt oder lenkt das Streben unmittelbar.<br />

Auch für diese Wahrnehmung gilt aber, dass sie das Streben nicht<br />

anstößt.<br />

Wie lässt sich das Verhältnis von Streben und Wahrnehmung genauer<br />

bestimmen? 14 Und wie kommt es <strong>in</strong>folge von Wahrnehmung zu<br />

dem entsprechenden Streben? Jennifer Whit<strong>in</strong>g (2002) zufolge lässt sich<br />

das Verhältnis von Streben und Wahrnehmung genauer so bestimmen,<br />

dass beide Vermögen oder Vermögensbereiche (nämlich das orektikon<br />

und das aisthÞtikon) Aspekte e<strong>in</strong> und desselben, funktionale E<strong>in</strong>heit<br />

besitzenden Seelenteils s<strong>in</strong>d. In diesem Teil s<strong>in</strong>d (so Whit<strong>in</strong>g) repräsentationale<br />

und behaviorale Aspekte verbunden. Nur wenn es e<strong>in</strong>en<br />

Teil der Seele gibt, der selbst beide Vermögen aufweist, lässt sich das<br />

H<strong>and</strong>eln von Lebewesen überhaupt erklären. Anderenfalls würden<br />

beide Vermögen unabhängig vone<strong>in</strong><strong>and</strong>er aktualisiert: koord<strong>in</strong>iertes,<br />

zielgerichtetes Tun käme nicht zust<strong>and</strong>e. Die koord<strong>in</strong>ierte Kooperation<br />

der Vermögen bedarf e<strong>in</strong>es seelischen Pr<strong>in</strong>zips, das E<strong>in</strong>heit zwischen<br />

Kognition (Wahrnehmung, Vorstellung, praktischem Intellekt) und<br />

Streben stiftet (vgl. auch de An. III 10, 433a21 f.): ohne e<strong>in</strong> solches<br />

Pr<strong>in</strong>zip wäre der Erfolg e<strong>in</strong>er Kooperation ausschließlich kont<strong>in</strong>gent. 15<br />

Der für das Verständnis von Streben wichtige Punkt besteht dar<strong>in</strong>,<br />

dass wir es nicht mit zwei vone<strong>in</strong><strong>and</strong>er echt verschiedenen D<strong>in</strong>gen zu<br />

tun haben, nämlich Wahrnehmung e<strong>in</strong>erseits und Streben oder Strebereaktion<br />

<strong>and</strong>ererseits, so dass Aristoteles uns erst noch erläutern<br />

müsste, wie z.B. Wahrnehmungs<strong>in</strong>formation <strong>in</strong> Strebereaktion ,über-<br />

14 Ich schließe hier, wo immer sachlich geboten, Vorstellung <strong>in</strong> die Rede von<br />

Wahrnehmung mit e<strong>in</strong>.<br />

15 Zur E<strong>in</strong>heit oder Identität des Pr<strong>in</strong>zips vgl. auch MA 9, 703a1 f. (mit der<br />

Ergänzung von „hen“ nach Nussbaum aus der late<strong>in</strong>ischen Überlieferung). –<br />

Wenn beide Vermögen oder Vermögensbereiche als Vermögen e<strong>in</strong> und desselben<br />

Teils – Whit<strong>in</strong>g 2002 nennt ihn „locomotive part“ – aufgefasst werden,<br />

lässt sich auch verstehen, <strong>in</strong>wiefern – Aristoteles zufolge – das aisthÞtikon und das<br />

orektikon dasselbe, wenn auch dem Se<strong>in</strong> nach verschieden s<strong>in</strong>d (vgl. de An. III 7,<br />

431a8 –14). Whit<strong>in</strong>g geht noch weiter, wenn sie das Verhältnis des aisthÞtikon<br />

zum orektikon wie das Verhältnis von Form zu „functionally def<strong>in</strong>ed matter“<br />

(2002, 158) versteht. – Für die These, Wahrnehmung habe ihren Ursprung im<br />

selben Teil bei den Lebewesen wie die Bewegung, s.a. Somn.Vig. 2, 455b34 –<br />

456a2, PA II 1, 647a24 – 27, III 3, 665a10 –13.

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