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Body and Soul in Ancient Philosophy

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320<br />

Friedemann Buddensiek<br />

wahrgenommen werden, nämlich etwa Größe, Bewegung, Anzahl des<br />

Wahrgenommenen etc. Auf diese Weise kann das wahrnehmende Lebewesen<br />

den wahrgenommenen Gegenst<strong>and</strong> ,herausgreifen‘, d. h.<br />

trennen aus dem sonstigen Wahrnehmungsfeld, es kann ihn – auf dieser<br />

Wahrnehmungsebene – identifizieren. Darüber h<strong>in</strong>aus benötigt das<br />

Lebewesen e<strong>in</strong>en Speicher und e<strong>in</strong>e Sortierungs<strong>in</strong>stanz für Wahrnehmungsgehalte.<br />

Dank dieses Speichers können die Wahrnehmungsgehalte<br />

<strong>in</strong>terpretiert werden, was eben heißt, dass das Lebewesen sie zu<br />

sich (als das, was es ist bzw. prospektiv se<strong>in</strong> will) <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Verhältnis setzt<br />

und – <strong>in</strong> elementarer Weise – dessen gewahr wird, was die so <strong>in</strong>terpretierten<br />

Wahrnehmungsgehalte bzw. ihre realen Entsprechungen für<br />

das Lebewesen selbst bedeuten oder bedeuten werden: es muss dessen<br />

gewahr se<strong>in</strong>, ob die Entsprechungen dieser Wahrnehmungsgehalte jetzt<br />

oder künftig nützlich bzw. schädlich s<strong>in</strong>d.<br />

Für das Streben (und die Ortsbewegung) wesentlich ist hier nun,<br />

dass schon die Interpretation und Bewertung des Wahrnehmungsgehalts<br />

für das <strong>in</strong>terpretierende und bewertende Kompositum angenehm bzw.<br />

unangenehm ist, 18 genauer: dass der Zust<strong>and</strong> des Kompositums, <strong>in</strong> dem<br />

es sich dank der Interpretation und Bewertung bef<strong>in</strong>det, angenehm<br />

bzw. unangenehm ist. Der entsprechende Kompositumszust<strong>and</strong> ist als<br />

Ankündigung des künftigen Kompositumszust<strong>and</strong>s im Moment der<br />

Wahrnehmung angenehm oder unangenehm – ohne dass e<strong>in</strong> echter<br />

Kontakt zwischen Wahrnehmendem und Wahrgenommenem schon<br />

stattgefunden haben müsste. Der Wahrnehmungszust<strong>and</strong> muss angenehm<br />

bzw. unangenehm se<strong>in</strong>, wenn er e<strong>in</strong> Zust<strong>and</strong> se<strong>in</strong> soll, der zu<br />

Streben und angemessener Ortsbewegung führt. Genauer: wenn er e<strong>in</strong><br />

Zust<strong>and</strong> se<strong>in</strong> soll, der selbst e<strong>in</strong> Zust<strong>and</strong> des Strebens ist: Wahrnehmung<br />

ist motivational prägende Wahrnehmung.<br />

Die hier stattf<strong>in</strong>dende Interpretation des Wahrnehmungsgehalts<br />

setzt das Wahrgenommene zum Wahrnehmenden <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em gegenwärtigen<br />

und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em künftigen Zust<strong>and</strong> <strong>in</strong> Beziehung. Damit dies<br />

möglich ist, darf das Angestrebte oder Anzustrebende, das Vermiedene<br />

oder zu Vermeidende nicht eigentlich der wahrgenommene Gegenst<strong>and</strong><br />

selbst oder der Sachverhalt se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem er auftritt. Vielmehr ist der<br />

Gegenst<strong>and</strong> des Anstrebens oder Vermeidens das, was der Wahrnehmungsgegenst<strong>and</strong><br />

– im Vergleich zum gegebenen Kompositumszust<strong>and</strong><br />

18 Vergleiche, wenn auch als e<strong>in</strong>en frühen Text, Ph. VII 3, 247a16 f.: hÞdonai und<br />

lypai s<strong>in</strong>d Veränderungen des Wahrnehmungsvermögens; zur Verb<strong>in</strong>dung von<br />

Lust und Wahrnehmung vgl. EN X 4, 1174b20 f., 26 – 31.

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