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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Der Geist im vollkommenen Körper 473<br />

e<strong>in</strong>e helfende Instanz e<strong>in</strong>schalten, die dadurch, dass sie mit e<strong>in</strong>em allmächtigen<br />

Willen ausgestattet ist, über den physikalischen Gesetzen<br />

steht und das Argument a m<strong>in</strong>ore erst ermöglicht. Der Wille dessen, der<br />

e<strong>in</strong> Lebewesen aus Geist und irdischem Leib schaffen konnte (qui fecit hoc<br />

animal), kann pr<strong>in</strong>zipiell irgend etwas bewirken, auch etwas, das den<br />

Gesetzen der Natur widerspricht. 21 Dieses Argument wird August<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

den späteren Kapiteln noch philosophisch begründen (s.u. Abschn.<br />

3.4.); hier wird se<strong>in</strong>e Gültigkeit implizit vorausgesetzt.<br />

Betrachten wir die Argumentationsl<strong>in</strong>ie nochmals genauer: Der<br />

Geist kann also – bereits jetzt (potuit) – auf der ontologischen Wertigkeitsleiter<br />

zwei Stufen nach unten steigen (und dabei den himmlischen<br />

Körper, dem er ontologisch näher ist, überspr<strong>in</strong>gen). Der Körper wird<br />

irgende<strong>in</strong>mal (poterit) e<strong>in</strong>e Stufe aufsteigen und dabei offensichtlich se<strong>in</strong>e<br />

Substanz ändern können, <strong>in</strong>dem er sich vom terrenum corpus zum caeleste<br />

corpus erhebt. Damit bezieht sich August<strong>in</strong> auf die paul<strong>in</strong>ische Unterscheidung<br />

zwischen dem corpus animale, das die Menschen seit ihrer<br />

Erschaffung haben, und dem corpus spiritale, das die Gerechten bei der<br />

Auferstehung erhalten werden (1 Cor 15,44). 22 Er vergleicht somit zwei<br />

Prozesse mite<strong>in</strong><strong>and</strong>er, die e<strong>in</strong>en völlig unterschiedlichen Realitätsgrad<br />

haben und daher eigentlich nicht vergleichbar s<strong>in</strong>d. Die durch unsere<br />

gegenwärtige Existenz als Menschen empirisch fassbare Fähigkeit des<br />

Geistes, sich mit e<strong>in</strong>em irdischen Körper zu verb<strong>in</strong>den, wird mit der<br />

potentiellen Fähigkeit des irdischen Körpers gleichgestellt, sich nach<br />

Aufhebung von Zeit und Raum im Jenseits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en himmlischen zu<br />

verw<strong>and</strong>eln.<br />

Es folgt e<strong>in</strong>e zweite Frage, die e<strong>in</strong>en erneuten Vergleich anstellt<br />

(22,4, p. 558,11 – 16):<br />

[III] an terrena particula tam exigua potuit aliquid caelesti corpore melius apud se<br />

tenere, ut sensum haberet et vitam, et eam sentientem atque viventem dedignabitur<br />

caelum suscipere aut susceptam non poterit sust<strong>in</strong>ere, cum de re sentiat et vivat ista<br />

meliore, quam est corpus omne caeleste?<br />

[III] Oder konnte dies bisschen Erdenstaub etwas festhalten, was besser ist<br />

als selbst e<strong>in</strong> himmlischer Körper, um dadurch Empf<strong>in</strong>dung und Leben zu<br />

gew<strong>in</strong>nen, aber der Himmel sollte es verschmähen, das bereits empf<strong>in</strong>dende<br />

und lebende Geschöpf aufzunehmen, oder es nicht behalten kön-<br />

21 In 22,5 – 10 wird dies mit Verweisen auf die Auferstehung Christi, e<strong>in</strong>e lange<br />

Serie von Wunderersche<strong>in</strong>ungen und die Märtyrer bezeugt. August<strong>in</strong> trennt<br />

aber <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Diskussion philosophische und <strong>in</strong>nerchristliche Argumentation<br />

vone<strong>in</strong><strong>and</strong>er.<br />

22 Vgl. die Ausführungen <strong>in</strong> civ. 22,21.

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