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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Die aretÞ des Leibes 243<br />

Dies folgt ke<strong>in</strong>eswegs, denn die These, dass dieser <strong>in</strong>strumentelle<br />

Wert ausschlaggebend für das Bemühen um Gesundheit ist, lässt sich<br />

unter bestimmten Voraussetzungen mit der Auffassung vere<strong>in</strong>baren, dass<br />

Gesundheit gleichwohl auch e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>ales Gut ist. Und zwar muss man<br />

voraussetzen, dass <strong>in</strong> der praktischen Bewertung der glückskonstitutive<br />

Wert der Gesundheit nachrangig gegenüber ihrem <strong>in</strong>strumentellen Wert<br />

ist, da letzterer auf e<strong>in</strong> <strong>and</strong>eres konstitutives Gut von sehr viel größerem<br />

Gewicht – die seelische aretÞ – bezogen ist.<br />

Dies sei an e<strong>in</strong>em Beispiel erläutert: Nehmen wir an, körperliche<br />

Exzellenz, e<strong>in</strong>schließlich Kraft und Schönheit, sei e<strong>in</strong> schwaches konstitutives<br />

Gut, das an sich e<strong>in</strong>e gewisse glückssteigernde Wirkung haben<br />

kann, aber nicht alle<strong>in</strong> das Glück zu konstituieren vermag, weshalb es<br />

gegenüber der glücksstiftenden Tugend und Weisheit nachrangig ist.<br />

Nehmen wir weiter an, dass körperliche Exzellenz die Entwicklung von<br />

Tugend und praktischer E<strong>in</strong>sicht beh<strong>in</strong>dert, <strong>in</strong>dem sie bestimmte<br />

Charakterfehler befördert. In diesem Fall bestünde e<strong>in</strong> Konflikt zwischen<br />

dem starken negativen <strong>in</strong>strumentellen Wert une<strong>in</strong>geschränkter<br />

körperlicher Exzellenz und ihrem schwachen positiven konstitutiven Wert.<br />

Der starke negative <strong>in</strong>strumentelle Wert müsste <strong>in</strong> diesem Fall ausschlaggebend<br />

se<strong>in</strong>: Um der Bewahrung des vorrangigen konstitutiven<br />

Beitrages der Tugend willen müsste man e<strong>in</strong>e zu hochgradige körperliche<br />

Exzellenz meiden. – Ich er<strong>in</strong>nere daran, dass Platon <strong>in</strong> Nomoi V<br />

genau diese These für die Bürger von Magnesia vertritt (728de). Für den<br />

Menschen, der eigentliche Tugend und Weisheit besitzt, besteht zwar<br />

ke<strong>in</strong> solcher Konflikt. Er wird durch körperliche Vorzüge nicht eitel<br />

und dreist werden. Aber wenn dieser Konflikt für ihn bestünde, müsste<br />

auch er auf une<strong>in</strong>geschränkte körperliche Exzellenz verzichten.<br />

Platons Position, dass alle<strong>in</strong> die Wirkung auf die Seele das ausschlaggebende<br />

Kriterium für die Art und den Grad der Bemühung um<br />

Gesundheit ist, steht also <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Widerspruch zu der These, dass<br />

Gesundheit gleichwohl auch e<strong>in</strong> schwaches f<strong>in</strong>ales und konstitutives<br />

Gut ist. Aber damit ist nur erst die Konsistenz e<strong>in</strong>er solchen Auffassung<br />

gesichert. Können wir auch belegen, dass Platon diese gütertheoretische<br />

E<strong>in</strong>ordnung der Gesundheit vertreten hat? Nun, zum e<strong>in</strong>en spricht<br />

natürlich Glaukons Klassifizierung der Gesundheit <strong>in</strong> Politeia II dafür,<br />

aber wir würden gerne mehr als nur diesen e<strong>in</strong>en Beleg haben. Wenn<br />

sich ke<strong>in</strong>e <strong>and</strong>eren, wirklich e<strong>in</strong>deutigen Belege f<strong>in</strong>den, so sollten wir<br />

wenigstens überprüfen, ob es für die Auffassung der Gesundheit als e<strong>in</strong>es<br />

nachrangigen konstitutiven Gutes irgende<strong>in</strong> Fundament <strong>in</strong> Platons

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