05.11.2013 Views

Body and Soul in Ancient Philosophy

Body and Soul in Ancient Philosophy

Body and Soul in Ancient Philosophy

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Demokrits Seelenmodell und die Pr<strong>in</strong>zipien der atomistischen Physik 137<br />

Während die Seele vom Körper schützend behaust wird, übernimmt<br />

die Seele ihrerseits dem Körper gegenüber e<strong>in</strong>e erhaltende<br />

Funktion, <strong>in</strong>dem sie ihn bewegt und belebt. Denn nur so ist auch dieser<br />

längerfristig gegen die Gefahr der Auflösung geschützt. Das Verhältnis<br />

wechselseitiger, den Status der psycho-physischen E<strong>in</strong>heit wahrender<br />

Schutzfunktionen, <strong>in</strong> dem Körper und Seele zue<strong>in</strong><strong>and</strong>er stehen, äußert<br />

sich am deutlichsten am Beispiel der Atmung. Wie Aristoteles mitteilt,<br />

ist für Demokrit Signum des Lebens die Bewegung, die dem Körper<br />

durch die Seele verliehen wird. Die Seele aber leistet dies solange, als sie<br />

im Körper gegenwärtig ist; ihre Anwesenheit wiederum ist solange<br />

gegeben, als die Atmung im Gange ist. Insofern ist die Atmung def<strong>in</strong>itorisches<br />

Merkmal, nach dem sich Leben von Nicht-Leben scheidet:<br />

tµm xuwµm eWmai t¹ paq´wom to?r f`oir tµm j¸mgsim. di¹ ja· toO f/m fqom<br />

eWmai tµm !mapmom. 85<br />

Es besteht nun nach Ansicht Demokrits wegen der Fe<strong>in</strong>heit und<br />

Beweglichkeit der Seelenatome beständig Gefahr, dass die Seele durch<br />

den Druck, den die umgebende Luft auf den Körper ausübt, aus dem<br />

Körper herausgepresst wird. Hiergegen schützt nach Demokrit der<br />

Vorgang des E<strong>in</strong>atmens, durch den dem Körper immer neue Seelenatome,<br />

die sich frei <strong>in</strong> der Luft bef<strong>in</strong>den, zugeführt werden. Durch<br />

diesen Prozess werden e<strong>in</strong>erseits die Seelenatome, die sich bereits aus<br />

dem Körper verflüchtigt haben, beständig ersetzt, zum <strong>and</strong>eren werden<br />

die im Körper bef<strong>in</strong>dlichen durch den Gegendruck, den die e<strong>in</strong>strömende<br />

Atmung ausübt, am Austritt geh<strong>in</strong>dert und ihnen Widerst<strong>and</strong><br />

gegen den Andrang der äußeren Luft ermöglicht. Solange das Lebewesen<br />

durch die Atmung diesen Widerst<strong>and</strong> gegen den Druck der<br />

umgebenden Luft aufrechterhalten und die verlorenen Seelenatome<br />

ergänzen kann, bleibt das Leben erhalten. 86 Da sich der Verlust der<br />

Seelenatome <strong>in</strong> der Regel nicht schlagartig vollzieht, besteht die<br />

Möglichkeit, dass sich die volle Lebenstätigkeit wieder herstellt, nachdem<br />

sich e<strong>in</strong> Teil der Seelenatome bereits verflüchtigt hat. Auf diese<br />

Weise erklärt Demokrit den regelmäßigen Wechsel von Wachen und<br />

Schlafen, wobei es durch den Schlaf jeweils nur zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen<br />

Verlust des Seelenstoffs kommt, der ohne weiteres wieder zu ergänzen<br />

85 Arist. de An. I 2, 404a8 – 10.<br />

86 Ibid. 404a10 ff. Noch ausführlicher beschrieben ist der Vorgang bei Arist.<br />

Resp. 4, 471b30 (DK 68 A 106; 463 L.).

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!