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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Georg Rechenauer<br />

die Wahl dieses Begriffs zeigt, dabei spezifisch den Aspekt e<strong>in</strong>er beweglichen<br />

Hülle – man denke an das Fluktuieren, das sich an der Außenhaut<br />

e<strong>in</strong>es Zeltes zeigt, dann auch an die rasche Ortsveränderbarkeit,<br />

die für e<strong>in</strong> Zelt charakteristisch ist – hervorhebt, so hat er damit ganz<br />

wesentliche Momente des menschlichen Körpers erfasst: se<strong>in</strong>e Beweglichkeit<br />

<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Gliedmaßen und se<strong>in</strong>e Fähigkeit zur<br />

Ortsveränderung, 83 nicht zuletzt auch die Möglichkeit, sich auf der Basis<br />

der Atome <strong>in</strong> wiederholten Aggregationen zu konstituieren. Dazu<br />

müssen aber auch die mit dem Wort „Zelt“ sich verb<strong>in</strong>denden Assoziationen<br />

von Schutzgewährung und Ortsbestimmtheit, durch die das<br />

Unstete zur Stetigkeit kommen kann, als Leistungen des Körpers für die<br />

Seele betrachtet werden. Diese Verb<strong>in</strong>dung führt auf e<strong>in</strong>en weiteren<br />

Aspekt: Demokrit kehrt hier die Verhältnisbestimmung, <strong>in</strong> die der<br />

Pythagoreismus Leib und Seele zue<strong>in</strong><strong>and</strong>er mit der bekannten Formel<br />

s_la s/la gesetzt hatte, um. 84 Die wahre Heimstatt der Seele bef<strong>in</strong>det<br />

sich für Demokrit nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er transzendenten Welt, <strong>in</strong> die die Seele<br />

erst gelangen kann, nachdem sie sich mit dem Tod aus dem „Grab“ des<br />

Leibes befreit hat, sondern im irdischen Diesseits, wor<strong>in</strong> die Seele durch<br />

die Verb<strong>in</strong>dung mit dem Leib gegen ihre Auflösung geschützt ist und so<br />

auf der höchsten Stufe ihrer Existenzform steht. Die Anwendung dieses<br />

Begriffs auf den Körper enthält somit auch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiges Bekenntnis<br />

zur Immanenz als der geme<strong>in</strong>samen Grundlage, auf der Physik und<br />

Ethik für Demokrit ruhen.<br />

kommt“, allerd<strong>in</strong>gs so nicht zutrifft. Zum Aspekt der Anschaulichkeit <strong>in</strong> Demokrits<br />

philosophischer Darstellungsweise vgl. ibid. 19.<br />

83 Po<strong>in</strong>tiert daher die Verb<strong>in</strong>dung von oWjor und sj/mor <strong>in</strong> B 288. Hier stehen sich<br />

das konkrete „Haus“ als Inbegriff der sozialen-familiären Umwelt des E<strong>in</strong>zelnen<br />

und das „Zelt“ als Begriff für den physiologischen Körper des E<strong>in</strong>zelnen gegenüber.<br />

84 Falsch daher Krokiewicz 1960, 42; 52; 68, der die Verwendung des Begriffs<br />

sj/mor, „Gefäß“, „Instrument“, für den Leib bei Demokrit aus e<strong>in</strong>er analog<br />

bestimmten Term<strong>in</strong>ologie bei den Pythagoreern ableitet. Aber der Ausdruck ist<br />

nicht pythagoreisch, sondern e<strong>in</strong>deutig von Demokrit selbst geprägt, ja er steht<br />

eigentlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em konträren Verhältnis zum pythagoreischen Transzendenzverständnis<br />

(was Krokiewicz 1954, 42 auch richtig anerkennt). Kranz 1941, 89<br />

deutet zu Recht an, dass der Ausdruck sogar e<strong>in</strong> bewusstes Gegenstück zum<br />

pythagoreischen s/la darstellt: „[Der Körper ist] nicht das ,Grab‘ der Seele,<br />

wie nach Orphisch-Pythagoreischer Anschauung, sondern e<strong>in</strong> wertvolles<br />

,Werkzeug oder Gerät‘, für dessen sorgfältige Beh<strong>and</strong>lung die Seele verantwortlich<br />

ist“.

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