05.11.2013 Views

Body and Soul in Ancient Philosophy

Body and Soul in Ancient Philosophy

Body and Soul in Ancient Philosophy

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

212<br />

Jan Szaif<br />

2. Die Stellung der Gesundheit unter den praktischen Gütern<br />

Nach diesen begrifflichen Vorklärungen möchte ich mich nun dem<br />

Status der Gesundheit <strong>in</strong> der platonischen Güterlehre zuwenden. Dabei<br />

werden wir sowohl die Frage nach dem Grad der Glücksrelevanz der<br />

Gesundheit als auch die nach ihrer Art im Auge behalten müssen.<br />

Ich werde mich zuerst der <strong>in</strong>strumentellen Funktion von Gesundheit<br />

zuwenden (2.1) und <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch die Frage nach<br />

dem Grad ihrer Relevanz erörtern, da für Platon vor allem die <strong>in</strong>strumentelle<br />

Funktion von Gesundheit <strong>in</strong>s Gewicht zu fallen sche<strong>in</strong>t. Ist<br />

Gesundheit e<strong>in</strong>e notwendige Bed<strong>in</strong>gung für Eudaimonie? Oder steigert<br />

sie lediglich das Glück e<strong>in</strong>es Lebens, welches dank der Weisheit und<br />

Tugend bereits eudaimonisch ist? Oder ist Gesundheit gar e<strong>in</strong> bloßes<br />

Adiaphoron (also etwas, das ke<strong>in</strong>erlei glückssteigernde oder glücksm<strong>in</strong>dernde<br />

Relevanz besitzt)?<br />

Unter den Platonexegeten vertritt Julia Annas bemerkenswerterweise<br />

diese letztere, stoisierende Interpretation. 14 Auch e<strong>in</strong>ige der<br />

Mittelplatoniker, etwa Alk<strong>in</strong>oos, sche<strong>in</strong>en Platon so gedeutet zu<br />

haben. 15 Von Antiochos von Askalon ist h<strong>in</strong>gegen als platonische Position<br />

die These vertreten worden, dass Gesundheit ke<strong>in</strong>e notwendige<br />

Bed<strong>in</strong>gung für die Eudaimonie ist, aber das Glück zu steigern vermag. 16<br />

Diese Lesart Platons sche<strong>in</strong>t auch unter modernen Exegeten recht<br />

verbreitet. Die eben an erster Stelle genannte Alternative, dass Gesundheit,<br />

oder wenigstens die Abwesenheit starker und unheilbarer<br />

Krankheit, e<strong>in</strong>e notwendige Bed<strong>in</strong>gung eudaimonischen Lebens sei,<br />

entspricht e<strong>in</strong>er Deutung Platons, die ihm die Autarkiethese abspricht,<br />

also beispielsweise der Irw<strong>in</strong>s. 17<br />

gend se<strong>in</strong>e Funktion als Glückskomponente erfüllen kann (und zwar nicht nur,<br />

weil die schwachen Güter für sich genommen nicht ausreichen würden, das<br />

Glück hervorzubr<strong>in</strong>gen, sondern weil sie ohne die Verb<strong>in</strong>dung mit der Tugend<br />

sogar e<strong>in</strong>en negativen Wert haben; a.a.O. 228). Die Argumente aus Platon, die<br />

er dafür anführen kann, plausibilisieren aber nur die Abhängigkeit <strong>in</strong>strumentellen<br />

Wertes. Vgl. zu dem Thema auch Bobonich 2002, 123–215, der diese<br />

Lücke zu füllen versucht.<br />

14 Vgl. Annas 1999, 31 – 51.<br />

15 Vgl. Alk<strong>in</strong>oos, Didasc. 27, p. 180,39 – 181,18 Whittaker; vgl. Annas 1999, 32.<br />

16 Vgl. oben, Anm. 12.<br />

17 Vgl. Irw<strong>in</strong> 1995, 191 f. – Irw<strong>in</strong> unterscheidet nota bene zwischen der sokratischen<br />

Position <strong>in</strong> Platons Frühwerk, die der Autarkiethese bzw. „sufficiency<br />

thesis“ zustimmt (Irw<strong>in</strong> 1986/1992; 1995, 58 – 60, 118 –120), und der plato-

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!