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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Die energeia des Philosophen 185<br />

Lasst uns also dies auf diese Weise betrachten, ob also die Seelen der<br />

Menschen, wenn sie gestorben s<strong>in</strong>d, im Hades s<strong>in</strong>d oder nicht. 9<br />

Sokrates fügt <strong>in</strong> diese Selbstbeschreibung der eigenen Reden als Mythenreden<br />

e<strong>in</strong>e Anspielung auf die Komödiendichter Eupolis und Aristophanes<br />

e<strong>in</strong>, die beide Sokrates für se<strong>in</strong> leeres Reden verspottet hatten.<br />

Er erhebt den Anspruch, dass se<strong>in</strong>e Mythenreden nichts Lächerliches an<br />

sich haben, sondern selbst die wahre und beste Dichtung s<strong>in</strong>d. Denn er<br />

betreibt mit ihnen das, was er, wie er sagt, schon se<strong>in</strong> Leben lang tut: er<br />

philosophiert.<br />

Diese Selbstbeschreibung des Philosophen als Dichter hat über die<br />

e<strong>in</strong>zelne Argumentationssequenz h<strong>in</strong>aus für die Intention des Dialogs<br />

Phaidon und für die Frage nach dem Grund für die Dialogizität der<br />

Schriften Platons größte Bedeutung. Zwar sche<strong>in</strong>t die Anspielung auf<br />

die Komödiendichtung an dieser Stelle marg<strong>in</strong>al, doch gew<strong>in</strong>nt sie auf<br />

den zweiten Blick an Interesse, weil Platon se<strong>in</strong>en Sokrates am Ende des<br />

Dialogs und kurz vor se<strong>in</strong>er H<strong>in</strong>richtung komplementär zu dieser Allusion<br />

auch auf die Tragödie anspielen lässt.<br />

Um dessen willen also muss e<strong>in</strong> Mann zuversichtlich se<strong>in</strong> <strong>in</strong> Bezug auf se<strong>in</strong>e<br />

Seele, der im Leben die <strong>and</strong>eren Lüste, die sich auf den Körper und dessen<br />

Schmuck beziehen, hat fahren lassen, weil sie ihm bloß äußerlich s<strong>in</strong>d und<br />

er me<strong>in</strong>t, dass sie ihm mehr <strong>and</strong>eres Übel br<strong>in</strong>gen, sich aber um die Lüste,<br />

die sich auf das Lernen beziehen, bemüht hat und die Seele nicht mit<br />

fremdem, sondern mit dem ihr eigentümlichen Schmuck ausgerüstet hat,<br />

mit Besonnenheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Freigiebigkeit und Wahrheit,<br />

und so se<strong>in</strong>e Reise <strong>in</strong> den Hades erwartet. … Mich aber ruft schon jetzt, so<br />

könnte e<strong>in</strong> Tragödiendichter sagen, das Schicksal, und es ist wohl be<strong>in</strong>ahe<br />

Zeit für mich, mich dem Bade zuzuwenden; denn es sche<strong>in</strong>t mir besser zu<br />

se<strong>in</strong>, nachdem ich mich gewaschen habe, das Gift zu tr<strong>in</strong>ken und nicht den<br />

Frauen Mühe zu bereiten mit dem Waschen des Leichnams. 10<br />

Auch hier sche<strong>in</strong>t die Bemerkung nebensächlich zu se<strong>in</strong>. Sie muss aber<br />

bei näherer Betrachtung als Kommentar zum Aufbau des Dialogs<br />

Phaidon gelesen werden. Denn beide Allusionen f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Kontext, <strong>in</strong> dem von der Mischung aus Lust und Unlust, die es im<br />

S<strong>in</strong>nlichen gebe, bzw. von der wahren und re<strong>in</strong>en philosophischen Lust<br />

die Rede ist. Gerade diese Mischtheorie aber ist im Philebos das wesentliche<br />

Konstituens der platonischen Komödienkonzeption, welche<br />

9 Phd. 70b5 – c5.<br />

10 Phd. 114d8 – 115a8.

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