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Body and Soul in Ancient Philosophy

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202<br />

Gyburg Radke-Uhlmann<br />

Noch immer, auch noch <strong>in</strong> dem h<strong>in</strong>reichenden Beweis und der<br />

E<strong>in</strong>führung der Ideenlehre als Basis der h<strong>in</strong>reichenden Begründung der<br />

Unsterblichkeit der Seele, benötigt die Seele die Besprechung durch<br />

anschauliche Vermittlungsformen, und so erzählt Sokrates e<strong>in</strong>en Mythos<br />

von dem Schicksal der Seelen <strong>in</strong> der Unterwelt und entwirft dafür <strong>in</strong><br />

bunten Bildern das Panorama der Orte, an denen die Seelen verkehren.<br />

Für die e<strong>in</strong>zelnen Details dieser Bilderwelt erhebt Sokrates dabei ke<strong>in</strong>en<br />

Anspruch – es könnte so oder auch <strong>and</strong>ers se<strong>in</strong> -, lediglich das bewiesene<br />

Faktum der Unsterblichkeit der Seele müsse jem<strong>and</strong>, der mit nous<br />

begabt ist, zuversichtlich behaupten. Es lohne sich, den Glauben daran<br />

zu wagen und die Besprechung auf sich zu nehmen. 46<br />

Die Intellekterkenntnis des Philosophen selbst wird mit dem lohnenden<br />

Glauben dessen, der auf dem Weg zu diesem auch für die<br />

Lebensführung aktual gemachten Wissen ist, kontrastiert. Der Glaubende<br />

ist es, der anschaulicher Bilder und der H<strong>in</strong>führung zu diesem<br />

Wissen bedarf.<br />

7. Schluss<br />

So ist es im Phaidon die Anschaulichkeit der Dialogkomposition, der<br />

Bilderreichtum des Mythos und allem voran die Gestalt des Philosophen<br />

Sokrates, dessen vollendete energeia der Phaidon präsentiert, die diese<br />

Funktion erfüllen. Der Phaidon ist damit zugleich vollendete Literatur.<br />

Denn er stellt das Wesen des Philosophen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Aktualität vor Augen<br />

und ist dadurch im besten S<strong>in</strong>ne anagogisch und lenkt die nach Erkenntnis<br />

Strebenden zur Erkenntnis der <strong>in</strong>telligiblen und unzeitlichen<br />

Natur der rationalen Seele und leitet sie an zur Re<strong>in</strong>igung ihrer Seelen<br />

von e<strong>in</strong>er übermäßigen B<strong>in</strong>dung an das Körperliche.<br />

Dabei wird zugleich mit dieser systematischen E<strong>in</strong>sicht auch die<br />

Interpretation der Dialogsituation korrigiert: Nicht e<strong>in</strong>e Tragödie<br />

komponiert Platon, sondern er erzählt e<strong>in</strong>e Geschichte mit gutem Ende,<br />

<strong>in</strong> dem die energeia des Philosophen Sokrates zu e<strong>in</strong>er anschaulichen<br />

Erzählung wird. Dieser Sokrates aber entfaltet dieses philosophische<br />

Wesen im Gespräch mit Partnern, die diese Vollendung noch nicht<br />

erreicht haben, sondern vielfachen Selbsttäuschungen unterliegen. So<br />

liegt es nicht fern, dieser Dichtung das Prädikat Komödie zuzusprechen:<br />

Das Prädikat e<strong>in</strong>er Dichtung, die von nicht verderblichen Fehlern<br />

46 Phd. 114c8 –d8.

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