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Body and Soul in Ancient Philosophy

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312<br />

Friedemann Buddensiek<br />

Bereich des pneuma, ebenso wie bei Descartes <strong>in</strong> der Zirbeldrüse (Passions<br />

I 31 f.). 7<br />

Welchen Erklärungswert kann diese Gegenüberstellung haben? Die<br />

Gegenüberstellung hilft uns bei der Po<strong>in</strong>tierung e<strong>in</strong>iger Aspekte der<br />

Theorie zum Seele-Körper-Verhältnis, wie wir es bei Aristoteles <strong>in</strong> De<br />

anima, den Parva naturalia und <strong>in</strong> De motu animalium beschrieben f<strong>in</strong>den.<br />

Es geht hier <strong>in</strong>sbesondere darum, Überlegungen zu bestimmten Vorannahmen<br />

zu erarbeiten, die Aristoteles für se<strong>in</strong>e explizite Theorie zum<br />

Seele-Körper-Verhältnis angestellt haben muss. Diese Vorannahmen<br />

beziehen sich auf die Wahrnehmung, das Streben und die Ortsbewegung<br />

von Lebewesen. Sie haben vor allem damit zu tun, dass das für<br />

Ortsbewegung relevante Streben und se<strong>in</strong>e (für Ortsbewegung relevante)<br />

materielle Realisierung nur über die Annahme e<strong>in</strong>es solchen<br />

Selbstverhältnisses der Seele zu verstehen ist, das e<strong>in</strong> Registrieren und<br />

Bewerten und e<strong>in</strong>e Inverhältnissetzung der gegenwärtigen, der erwarteten<br />

und der idealen Realisierung der Form des Lebewesens durch das<br />

Lebewesen selbst umfasst. Das pneuma muss dieses Verhältnis e<strong>in</strong>schließlich<br />

der <strong>in</strong>volvierten „Spannungen“ realisieren oder „materialisieren“<br />

können.<br />

Bei Aristoteles spielt das pneuma e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Rolle <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit der Entstehung von Lebewesen sowie <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

dem threptikon sowie <strong>and</strong>ererseits – wie angedeutet – e<strong>in</strong>e Rolle <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit der Wahrnehmung und Ortsbewegung von Lebewesen.<br />

Nur diese zweite Funktion <strong>in</strong>teressiert mich hier – und auch sie nur<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen wenigen Teilaspekten.<br />

E<strong>in</strong>e Vorwarnung ist angebracht: Aristoteles’ eigene Ausführungen<br />

zu den relevanten Fragen s<strong>in</strong>d – gerade mit Blick auf das pneuma –<br />

besonders knapp. Fragen der Materialisierung entsprechender seelischer<br />

Zustände haben ihn nicht zuerst <strong>in</strong>teressiert. Das Selbstverhältnis der<br />

Seele, das ich eben beschrieben habe, wird von ihm nicht erwähnt.<br />

Beide Lücken s<strong>in</strong>d offenkundig e<strong>in</strong> Problem für die folgenden Ausführungen.<br />

Gleichwohl: Aristoteles muss solche oder vergleichbare<br />

Vorannahmen gemacht haben. Und während Theorie-Spekulationen<br />

7 Descartes präsentiert e<strong>in</strong>e Reihe von Gründen für die Annahme, die Zirbeldrüse<br />

sei Sitz oder Funktionsstelle der Seele (vgl. u. a. Briefe an Mersenne,<br />

24.12.40, AT III 263 f., CSMK 162; 1.4.40, AT III 47 f., CSMK 145; 30.7.40,<br />

AT III 123 f., CSMK 149; Brief an Meyssonnier, 29.1.40, AT III 19 f., CSMK<br />

143).

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