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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Aristoteles’ Zirbeldrüse? 319<br />

setzt‘ wird. Tatsächlich – so würde er dagegenhalten – ist Wahrnehmungs<strong>in</strong>formation<br />

oder s<strong>in</strong>d Wahrnehmungsgehalte per se motivational<br />

prägend, und zwar dort, wo etwas als etwas, nämlich als angenehm oder<br />

unangenehm wahrgenommen wird. 16<br />

E<strong>in</strong> weiterer für das Verständnis von Streben wichtiger Punkt ist,<br />

dass die relevante (nämlich die motivational prägende) Wahrnehmung<br />

<strong>in</strong>terpretierende und bewertende Wahrnehmung ist – wobei „Interpretation“<br />

und „Bewertung“ bedeutet, dass das Wahrgenommene vom<br />

Wahrnehmenden <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Verhältnis zu sich selbst (d.h. zum Wahrnehmenden)<br />

gesetzt wird und <strong>in</strong> diesem Verhältnis bewertet wird, und zwar<br />

unter dem Kriterium der Realisierung se<strong>in</strong>er Form. 17 Das heißt genauer:<br />

Das Lebewesen, das auf e<strong>in</strong>e Wahrnehmung h<strong>in</strong> mit zweckmäßiger<br />

Ortsbewegung reagiert, hat, zunächst, die relevanten e<strong>in</strong>fachen<br />

Wahrnehmungen, etwa die entsprechende Seh-, Hör- oder Geruchswahrnehmung.<br />

Diese Wahrnehmungen müssen sodann koord<strong>in</strong>iert,<br />

gebündelt, e<strong>in</strong><strong>and</strong>er zugeordnet werden, und zwar so, dass dem<br />

Wahrgenommenen, von dem diese E<strong>in</strong>drücke ausgehen, jene Eigenschaften<br />

zugeordnet werden können, die von allen S<strong>in</strong>nen geme<strong>in</strong>sam<br />

16 Zur Wahrnehmung von Angenehmem und Unangenehmem vgl. auch Pol. I2,<br />

1253a10 – 14.<br />

17 Für e<strong>in</strong>e Diskussion dazu, ob wir allen zu Ortsbewegung fähigen Lebewesen<br />

tatsächlich die entsprechende Interpretation und Bewertung (d. h. die Wahrnehmung<br />

von etwas als nützlich oder schädlich) zusprechen dürfen, s. etwa<br />

schon Gill/Lennox 1994, und hier v. a. Furley und Freel<strong>and</strong>. Gegen Furley<br />

1994 ist Freel<strong>and</strong> 1994 zufolge die Erklärung von Ortsbewegung jedenfalls<br />

nicht an zentraler Stelle auf die Zuschreibung solcher Bewertung (und entsprechender<br />

Intentionalität) angewiesen, um das Dilemma zwischen Ph. VIII<br />

(Lebewesen werden von externen Gütern bewegt) und de An. III 10 (Lebewesen<br />

s<strong>in</strong>d Selbstbeweger) zu vermeiden: Lebewesen s<strong>in</strong>d teleologisch (durch<br />

ihre Fähigkeiten) auf die für sie guten D<strong>in</strong>ge bezogen, ihr Streben bedarf ke<strong>in</strong>er<br />

gesonderten Bewertung dieser D<strong>in</strong>ge. Es ist ihre Zielgerichtetheit, die sie zu<br />

Selbstbewegern macht (s. Freel<strong>and</strong> 1994, u.a. 41, 48). Allerd<strong>in</strong>gs, so ist hier<br />

e<strong>in</strong>zuwenden, muss das Lebewesen <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Weise das für es Gute oder<br />

Schlechte registrieren, und zwar als Gutes bzw. Schlechtes. Ohne dieses Sich<strong>in</strong>-e<strong>in</strong>-Verhältnis-Setzen<br />

wird sich das Lebewesen nicht (oder nur zufälligerweise)<br />

zweckmäßig bewegen. Die bloße These e<strong>in</strong>es natürlichen Bezugs des<br />

Lebewesens auf das jeweilige Gute enthält noch ke<strong>in</strong>e Angabe dazu, wie dieser<br />

Bezug zust<strong>and</strong>e kommt. Er wird nun – s. dazu unten – dadurch zust<strong>and</strong>e<br />

kommen, dass die Seele ihre verschiedenen Realisierungszustände registriert<br />

und dass sie gegenwärtige und künftige Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen zu diesen<br />

Zuständen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Verhältnis setzen kann. Das aber verlangt e<strong>in</strong> Interpretieren<br />

und Bewerten jener Bed<strong>in</strong>gungen, und zwar an für die Selbstbewegung zentraler<br />

Stelle.

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