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Body and Soul in Ancient Philosophy

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218<br />

Jan Szaif<br />

liegt vor, wenn das fragliche Gut lediglich e<strong>in</strong>e glückssteigernde Wirkung<br />

hat. Da Gesundheit zu den Gütern gehört, die, wenn man recht<br />

mit ihnen umzugehen versteht, von Nutzen s<strong>in</strong>d, ist sie bei Platon also<br />

zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> schwaches Gut, Krankheit h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong> schwaches<br />

(glücksm<strong>in</strong>derndes) Übel.<br />

Bleibt noch die subtile Frage, ob der Verlust von Gesundheit und<br />

<strong>and</strong>eren leiblichen und äußeren Gütern die Eudaimonie des Weisen<br />

nicht nur m<strong>in</strong>dern, sondern gänzlich aufheben kann. In diesem Fall<br />

wäre Gesundheit sogar e<strong>in</strong> starkes <strong>in</strong>strumentelles Gut. Vor allem aus<br />

der Perspektive späterer antiker Ethiken kommt dieser Frage größte<br />

Bedeutung zu, da hier die Frage der Autarkie der Weisheit bzw. Tugend<br />

als e<strong>in</strong>er der zentralen Punkte der Ethik betrachtet wurde. Bereits<br />

bei Aristoteles f<strong>in</strong>den wir e<strong>in</strong>e präzise, allerd<strong>in</strong>gs nicht besonders<br />

zw<strong>in</strong>gend begründete Antwort, da er sich bekanntlich <strong>in</strong> EN I 11<br />

(1100b17 –1a13) darauf festlegt, dass externe Übel das Leben e<strong>in</strong>es<br />

exzellenten Menschen zwar nicht elend oder unselig (jajoda_lym)<br />

machen, aber doch der Eudaimonie berauben können.<br />

Platon h<strong>in</strong>gegen erörtert diese Frage ansche<strong>in</strong>end noch nicht <strong>in</strong><br />

dieser schematischen Form. E<strong>in</strong> Grund dürfte se<strong>in</strong>, dass bei ihm die<br />

aretÞ, die die Grundlage der Eudaimonie ist, ohneh<strong>in</strong> nur <strong>in</strong> Graden und<br />

annäherungsweise verwirklicht werden kann, was zur Folge hat, dass die<br />

Grenze zwischen e<strong>in</strong>er eudaimoischen Verfassung und e<strong>in</strong>er Verfassung,<br />

die noch nicht als eudaimonisch gelten kann, nicht scharf gezogen<br />

werden kann. Dies betrifft den kognitiven Teil der aretÞ, also die<br />

Weisheit, wie die vielen Stellen zeigen, <strong>in</strong> denen Platon die Schwierigkeiten<br />

und Grenzen des menschlichen Erkenntnisfortschrittes betont<br />

und die Erwartung artikuliert, dass die vollständige Absonderung vom<br />

Körper nach dem Tod den philosophisch orientierten Seelen e<strong>in</strong>e<br />

größere <strong>in</strong>tellektuelle Klarheit eröffnen wird. Auch die Stabilisierung<br />

der konativen Faktoren <strong>in</strong> der Seele unter Leitung der Weisheit kann<br />

selbst bei e<strong>in</strong>em philosophisch fortgeschrittenen und charakterlich gut<br />

geformten Menschen nicht perfekt se<strong>in</strong>, jedenfalls solange se<strong>in</strong>e Seele<br />

noch e<strong>in</strong>gekörpert ist. So betont er etwa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bekannten Textabschnitt<br />

der Politeia (IX, 571c ff.), dass sich selbst beim Tugendhaften <strong>in</strong><br />

Schlaf und Traum bedrohliche Seiten der Persönlichkeit manifestieren<br />

können. Auch der Weise muss sozusagen noch <strong>in</strong> ständiger Wachsamkeit<br />

verharren. Wenn aber im Schlaf die Herrschaft der Rationalität<br />

verloren gehen kann, so auch <strong>in</strong> Fiebern und <strong>and</strong>eren Krankheitszuständen.<br />

Was unterscheidet die philosophisch gereifte Seele dann noch<br />

von den gewöhnlichen Menschen? Entscheidend ist wohl, dass der

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