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Body and Soul in Ancient Philosophy

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234<br />

Jan Szaif<br />

Sokrates stellt dort s<strong>in</strong>ngemäß fest, dass, wenn der vortreffliche und<br />

gerechte Mensch den Ungerechten um e<strong>in</strong> Vielfaches <strong>in</strong> Bezug auf<br />

Lust/Freude übertrumpft (Bdom0 mijø), er ihn noch viel mehr h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Wohlgestaltetheit (eqswglos}mg b_ou), Schönheit und aretÞ<br />

des Lebens übertrumpfen muss. – Wie das Leben des Gerechten durch<br />

aretÞ gekennzeichnet ist, versteht sich von selbst, wenn man Platons<br />

Auffassung vom wesentlichen Zusammenhang der Teiltugenden berücksichtigt.<br />

Ebenso s<strong>in</strong>d Wohlgeordnetheit und Schönheit Eigenschaften,<br />

die <strong>in</strong> Platons Perspektive <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wesenszusammenhang mit<br />

Gerechtigkeit und aretÞ stehen, da er die Ordnung und Proportioniertheit<br />

e<strong>in</strong>er Sache, die deren aretÞ begründet, zugleich auch als e<strong>in</strong>e<br />

Form von Schönheit und Wohlgestaltetheit betrachtet. Wie verhält sich<br />

dazu der freudvolle Charakter e<strong>in</strong>es gerechten Lebens? Wie wir gesehen<br />

haben, konzipiert Platon die aretÞ der Seele nicht primär als e<strong>in</strong>e Disposition,<br />

die <strong>in</strong> externen Verhaltensweisen aktualisiert wird, sondern als<br />

e<strong>in</strong>e Qualität des dynamischen Bewegungszust<strong>and</strong>es, <strong>in</strong> dem sich die<br />

Seele bef<strong>in</strong>det. Lust oder Freude (Bdom^) ist e<strong>in</strong>e Eigenschaft zuallererst<br />

jener <strong>in</strong>neren Tätigkeiten und Prozesse, nämlich der forschenden und<br />

kontemplativen Aktivität der Seele, aber auch ihrer praktischen, auf das<br />

Gute bezogenen Deliberation. Diese Aktivitäten können sich nur dadurch<br />

freudvoll vollziehen, dass sie ungestört <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er harmonisch geordneten<br />

Seele ablaufen. Wenn wir die Freuden nicht so konzipieren,<br />

dass sie von den Tätigkeiten/Prozessen getrennte Ereignisse s<strong>in</strong>d, die<br />

nur kont<strong>in</strong>genterweise mit ihnen verbunden s<strong>in</strong>d, können wir verstehen,<br />

warum Platon sie nicht zu den zeitlich nachgeordneten Folgen im<br />

S<strong>in</strong>ne von Güte-2 zählt. Wirkungen im S<strong>in</strong>ne von Güte-2 können ja,<br />

wenn sie erst e<strong>in</strong>mal hervorgebracht s<strong>in</strong>d, unabhängig von dem, was sie<br />

hervorgebracht hat, weiterbestehen. Und oft ist es so, dass sie auch noch<br />

durch <strong>and</strong>ere Ursachen hervorgebracht werden können: Die wiederhergestellte<br />

Gesundheit besteht unabhängig von der mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Beh<strong>and</strong>lung, und Gesundheit ist auch nicht notwendigerweise e<strong>in</strong>e<br />

Folge mediz<strong>in</strong>ischer Beh<strong>and</strong>lung. Der Ruf des Gerechtse<strong>in</strong>s muss nicht,<br />

kann aber durch gerechte H<strong>and</strong>lungen erworben se<strong>in</strong> und dann unabhängig<br />

von ihnen fortbestehen. Die durch die aretÞ ermöglichten<br />

hochkarätigen Freuden h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d, wie vor allem der Passus<br />

586e8 –7a6 verdeutlicht, wesensmäßig an die konstitutiven Komponenten<br />

eben dieser aretÞ gebunden, nämlich <strong>in</strong>sbesondere an die Herrschaft<br />

der Rationalität und an die <strong>in</strong>nere seelische Gerechtigkeit bzw.<br />

Rechtlichkeit. Die Freuden e<strong>in</strong>er solchen Lebensform s<strong>in</strong>d somit e<strong>in</strong>e

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