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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Körper und Geist bei Aristoteles – zum Problem des Funktionalismus 263<br />

schrieben wird; diese bleibt ebenso unerklärlich, wie es e<strong>in</strong>e schnelle,<br />

starke und zielsichere E<strong>in</strong>wirkung wäre. (Auch e<strong>in</strong>e geflüsterte Lüge ist<br />

e<strong>in</strong>e Lüge!) Bei Eccles’ Cortex legt sich die Vorstellung e<strong>in</strong>es großen<br />

und leichten Luftballons nahe, der, von e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>dhauch bewegt, die<br />

Tasten, e<strong>in</strong>es Klaviers zu leisem Kl<strong>in</strong>gen br<strong>in</strong>gt. Aber natürlich bleibt<br />

auch e<strong>in</strong> noch so leicht schwebender Luftballon e<strong>in</strong> physischer Gegenst<strong>and</strong>.<br />

Dem Kenner der Philosophiegeschichte wird hier sogleich die<br />

Parallele zu Anaxagoras e<strong>in</strong>fallen, der mit se<strong>in</strong>em ,nous‘ – was mit ,m<strong>in</strong>d‘<br />

oder ,Geist‘ übersetzt wird – e<strong>in</strong> eigentlich als Gegensatz zur Materie<br />

konzipiertes Bewegungspr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Kosmologie e<strong>in</strong>führte (DK 59<br />

B 12). Da man sich damals Realität ohne Materialität nicht vorstellen<br />

konnte, bezeichnete Anaxagoras den Nous als den ,zartesten‘ und<br />

,re<strong>in</strong>sten‘ Stoff. Hier wie dort die gleiche Strategie, leider auch der<br />

gleiche Misserfolg!<br />

Also sche<strong>in</strong>t es geraten, den ersten Grundsatz e<strong>in</strong>er kritischen<br />

Überprüfung zu unterziehen; und <strong>in</strong> diese Richtung ist die Diskussion<br />

<strong>in</strong>nerhalb der analytischen Philosophie des Geistes <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten<br />

auch gegangen: Mentale Phänomene s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Wirklichkeit e<strong>in</strong>e<br />

besondere Klasse von physischen Ereignissen. Sie s<strong>in</strong>d dasselbe wie<br />

physische Phänomene <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, <strong>in</strong> dem zum Beispiel Wasser dasselbe<br />

ist wie e<strong>in</strong>e Ansammlung von H 2 O-Molekülen oder <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne,<br />

<strong>in</strong> dem ,Gene‘ bestimmte Desoxyribonukle<strong>in</strong>säure-Moleküle s<strong>in</strong>d. Es<br />

kommt nun darauf an, die <strong>in</strong>tuitive Evidenz, dass zum Beispiel<br />

Schmerzen wesentlich verschieden s<strong>in</strong>d von bestimmten, ihnen entsprechenden<br />

Erregungszuständen <strong>in</strong> bestimmten Arealen des zentralen<br />

Nervensystems, durch Argumente aufzulösen oder wenigstens abzuschwächen.<br />

E<strong>in</strong>e der hier e<strong>in</strong>schlägigen Argumentationsstrategien ist die<br />

von Thomas Nagel 7 der vorgeschlagen hat, nicht unmittelbar das Erlebnis,<br />

die Schmerzen, die Wünsche etc. mit den e<strong>in</strong>schlägigen Gehirnzuständen<br />

oder Gehirnprozessen zu identifizieren, sondern vielmehr<br />

den Sachverhalt, dass e<strong>in</strong>e Person e<strong>in</strong>e solche Empf<strong>in</strong>dung, Schmerzen,<br />

Wünsche hat, mit dem <strong>and</strong>eren Sachverhalt, dass ihr Körper sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em bestimmten Zust<strong>and</strong> bef<strong>in</strong>det.<br />

Dadurch wird zum Beispiel der naheliegende E<strong>in</strong>w<strong>and</strong> erledigt, dass<br />

e<strong>in</strong> Zahnschmerz doch nicht im Zahn oder sonst e<strong>in</strong> Schmerz beispielsweise<br />

im Schienbe<strong>in</strong> lokalisiert werden könne, e<strong>in</strong> Gedanke sogar<br />

überhaupt ke<strong>in</strong>en Ort habe, obwohl die jeweils zugeordneten physio-<br />

7 Nagel 1965.

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