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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Das Pythagorasfragment des Xenophanes 53<br />

Die Interpretation hat somit bis hierher methodisch (wenn auch<br />

durchaus e<strong>in</strong> wenig gezwungen) von der Lehre e<strong>in</strong>er Wiedere<strong>in</strong>körperung<br />

der Seele bei Pythagoras abgesehen und trotzdem e<strong>in</strong> erstes<br />

Ergebnis erbracht. Man könnte im Dienste dieser bisherigen Methode<br />

Folgendes <strong>in</strong> Anspruch nehmen: Xenophanes, der Rhapsode-Philosoph,<br />

dessen Wortmeldungen meist philosophische Glossen zu den<br />

Epen Homers und Hesiods gewesen se<strong>in</strong> dürften, und dessen Fragmente<br />

sich nahezu immer an Homerische Themen anlehnen, 16 könnte die<br />

notwendigen Best<strong>and</strong>teile für se<strong>in</strong>e Pythagoraskritik zum Beispiel aus<br />

Homers Odyssee gewonnen haben – zum<strong>in</strong>dest als Versatzstücke. Somit<br />

ist e<strong>in</strong>e Situation wie die von Xenophanes anh<strong>and</strong> der Pythagorasanekdote<br />

geschilderte, für Xenophanes nicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> unerhörtes<br />

Novum, das als solches – als Novum also – des Angriffs bedürfe. Denn<br />

dass Seelen Verstorbener zu hören se<strong>in</strong> können und klagen können,<br />

zeigt die Nekyia aus dem elften Buch der Odyssee; und dass e<strong>in</strong> Tier<br />

eigentlich e<strong>in</strong> v_kor !m^q se<strong>in</strong> kann, zeigen die Begebenheiten auf der<br />

Insel der Kirke (Odyssee 10,237 – 240; 388 –399). Dass nämlich die dort<br />

<strong>in</strong> Schwe<strong>in</strong>e verw<strong>and</strong>elten Gefährten des Odysseus e<strong>in</strong>e ich-referentielle<br />

Konstanz über die Existenzweise von Menschen und von Schwe<strong>in</strong>en<br />

h<strong>in</strong>weg aufweisen, offenbart die Darstellung bei Homer. Der Gedanke<br />

an e<strong>in</strong>en Übergang e<strong>in</strong> und desselben Wesens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>and</strong>ere materielle<br />

Körperform unter (bewusster oder unbewusster) Beibehaltung der Ich-<br />

Identität war demnach, so drückt es Jonathan Barnes ganz richtig aus,<br />

jedem Schulk<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Griechenl<strong>and</strong> geläufig, 17 und daher nichts überwältigend<br />

Überraschendes oder von Grund auf Befremdliches, da, wie<br />

Xenophanes selbst feststellt „von Anfang an alle nach Homer gelernt<br />

haben“ (1n !qw/r ja¢ûGOlgqom 1pe· lela¢^jasi p\mter) (DK 21 B 10).<br />

Dabei konnte dem Xenophanes die Seelenw<strong>and</strong>erungslehre aber<br />

doch nicht ganz e<strong>in</strong>erlei se<strong>in</strong>, denn sie verfährt nach e<strong>in</strong>em Schema, die<br />

Welt als h<strong>in</strong>tergründig zu bestimmen, und die Erkenntnis dieses H<strong>in</strong>tergrunds<br />

exklusivem Sonderwissen vorzubehalten. Das bekämpft<br />

Xenophanes aufgrund se<strong>in</strong>er eigenen Erklärungsansätze <strong>in</strong> Kosmologie<br />

und Gnoseologie.<br />

16 Vgl. Schäfer 1996, 135, 157 u.ö.<br />

17 Vgl. Barnes 1979, 116, mit dem entscheidenden Vermerk: „when Odysseus’<br />

companions were turned <strong>in</strong>to sw<strong>in</strong>e by Circe they ceased to be men, but did<br />

not lose their personal identity“.

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