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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Das Pythagorasfragment des Xenophanes 67<br />

entsprechend zu knechten, die Griechen aber wie freie menschliche<br />

Wesen selbstbestimmt zu lassen. 42<br />

Es ist nun auffällig, dass im Pythagorasfragment des Xenophanes<br />

genau dieses Pr<strong>in</strong>zip, die v_koi wie Götter, die <strong>and</strong>eren wie für Tiere<br />

anzusehen und zu beh<strong>and</strong>eln, umgekehrt wird: Hier wird nämlich<br />

genau e<strong>in</strong> Pythagoreer, e<strong>in</strong> v_kor !m^q, gezüchtigt wie e<strong>in</strong> Tier, und<br />

zwar offenbar (so darf man wohl doch annehmen) 43 durch e<strong>in</strong>en<br />

Nichtpythagoreer. Was natürlich genau daran liegt, dass die <strong>in</strong> ihrer<br />

Unsterblichkeit quasigöttliche Seele, deren philosophische Veredelung<br />

die gottgleiche Beh<strong>and</strong>lung der pythagoreischen v_koi begründete oder<br />

motivierte, jetzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hundekörper steckt, dass der quasigöttliche<br />

Pythagoreer nunmehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Hund transmigriert ist. Wer nach dem<br />

Willen der Pythagoreer wie e<strong>in</strong> Gott geehrt werden sollte – was se<strong>in</strong>e<br />

Voraussetzung <strong>in</strong> der Pal<strong>in</strong>genesielehre hatte –, wird nun wie e<strong>in</strong> Tier<br />

gezüchtigt, und zwar genau als logische und aus ,gesundem Menschenverst<strong>and</strong>‘<br />

durchaus e<strong>in</strong>sichtige Konsequenz genau dieser selben<br />

Pal<strong>in</strong>genesielehre. 44 Es s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> letzter Zeit immer wieder Stimmen laut<br />

geworden, die <strong>in</strong> der Überlieferung der Vita des Pythagoras, die den<br />

Weisen aus Samos wie als <strong>in</strong> die Welt gekommenen Gott, als den<br />

goldschenkligen hyperboreischen Apollon feiert, e<strong>in</strong>en Kernbest<strong>and</strong> der<br />

pythagoreischen Lehre erkennen wollen. Sollten die gewichtigen<br />

Gründe für diese hagiographische These halten, so wäre die pythagoreische<br />

Lehre von der Göttlichkeit der v_koi <strong>in</strong> der imitatio Pythagorae<br />

tatsächlich gut zu erklären.<br />

Die Anekdote jedenfalls, die Xenophanes über Pythagoras erzählt,<br />

würde auf diesem H<strong>in</strong>tergrund erst richtig zum Witz: Sie zeigt <strong>in</strong><br />

42 Vgl. Aristoteles, fr. 8 Rose bei Plutarch, De Alex<strong>and</strong>ri Magni fortuna aut virtute,<br />

oratio 1,6.<br />

43 E<strong>in</strong> Pythagoreer hätte ja davon Abst<strong>and</strong> genommen, e<strong>in</strong> Tier zu züchtigen,<br />

genau wegen der Metempsychosenlehre, der er folgt. Überhaupt hätte sich e<strong>in</strong><br />

Pythagoreer bestenfalls nie dazu h<strong>in</strong>reißen lassen, e<strong>in</strong>er Leidenschaftsanw<strong>and</strong>lung<br />

wie Ärger o. ä. derart zu erliegen, dass er dieser Leidenschaftsanw<strong>and</strong>lung<br />

auch durch äußeres Tun Luft gemacht hätte: Vgl. die sprichwörtliche Selbstbeherrschung<br />

der Pythagoreer am Beispiel des Archytas von Tarent, wie sie<br />

belegt ist bei Valerius Maximus, Facta et dicta mirabilia 4,1, ext.1.<br />

44 Dazu passt die Wortwahl des Fragments 7, denn auch hier sche<strong>in</strong>t sich<br />

Xenophanes wieder an epische Vorgaben zu halten, und zwar vielleicht tatsächlich<br />

mit gewolltem H<strong>in</strong>tergrundbezug: „stuvek_feim me<strong>in</strong>t im Epos nicht<br />

das Schlagen e<strong>in</strong>es Tieres, sondern die schimpfliche Beh<strong>and</strong>lung e<strong>in</strong>es Unterlegenen<br />

oder Fremden (Il. 1,581; 21,512; 22,496; Od. 17,234; 18,416;<br />

20,324)“ (Heitsch 1983, 120).

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