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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Aristoteles’ Zirbeldrüse? 321<br />

– mit dem Kompositum ,macht‘ oder ,machen‘ wird: d. h. der Zust<strong>and</strong><br />

des Kompositums, den er wesentlich mit herbeiführt oder erwartetermaßen<br />

herbeiführen wird. Insofern ist es angemessen zu sagen, dass die<br />

Seele als Ziel bewegt: das Erstrebte (das orekton) ist stets die Realisierung<br />

der Form oder etwas, das diese Realisierung unmittelbar betrifft. Auf die<br />

Frage also, wie der für das Streben zentrale Abgleich zwischen erwartetem<br />

Kompositums-Zust<strong>and</strong> und idealem Kompositums-Zust<strong>and</strong><br />

stattf<strong>in</strong>det, lässt sich wohl so antworten, dass er über die Vergegenwärtigung<br />

des künftigen Schmerzes oder der künftigen Lust stattf<strong>in</strong>det,<br />

die ihrerseits mit der Realisierung der Form verbunden s<strong>in</strong>d. 19 Deshalb<br />

s<strong>in</strong>d die motivational prägenden Wahrnehmungen selbst angenehm<br />

bzw. unangenehm.<br />

2. Die Rolle des pneuma für die Ortsbewegung der Lebewesen<br />

Für die Frage zum Status und zur Funktion des pneuma ergeben sich aus<br />

diesen Überlegungen nun etwa folgende Fragen: Welche Anforderungen<br />

muss der Körper oder das Material erfüllen, damit z.B. Wahrnehmung<br />

<strong>in</strong> der beschriebenen Weise motivational prägende Wahrnehmung<br />

mit dem Ergebnis e<strong>in</strong>er vom Lebewesen selbst <strong>in</strong>itiierten<br />

Ortsbewegung se<strong>in</strong> kann? Erfüllt das pneuma und nur das pneuma diese<br />

19 Zur Verb<strong>in</strong>dung von Lust und Natur vgl. etwa auch EN VI 13; X 4; X 5,<br />

1176a3 –9, 24 – 29. – Für die Vergegenwärtigung künftiger Lust oder künftigen<br />

Schmerzes vgl. de An. III 7, 431b5 – 10. Diese Vergegenwärtigung wird so<br />

differenziert se<strong>in</strong>, wie die Wahrnehmung der Gegenstände oder Situationen,<br />

die jenen Schmerz oder jene Lust hervorbr<strong>in</strong>gen, differenziert ist. So kann es<br />

verschiedene Arten und Grade von Lust und Schmerz, von Nützlichkeit und<br />

Schädlichkeit geben. – In vielen Fällen wird ke<strong>in</strong> aktual Wahrgenommenes<br />

vorh<strong>and</strong>en se<strong>in</strong>, das zur Projektion der Folgen e<strong>in</strong>es aktual Wahrgenommenen<br />

veranlasst. Diese Fälle lassen sich <strong>in</strong> zwei Gruppen unterteilen: zum e<strong>in</strong>en kann<br />

anstelle des wahrgenommenen Gegenst<strong>and</strong>s e<strong>in</strong> konkretes Indiz auf den Gegenst<strong>and</strong><br />

(als Indiz) wahrgenommen werden – hier müsste dann die phantasia<br />

den Rest der nötigen Informationen zusammenstellen; zum <strong>and</strong>eren kann der<br />

Fall e<strong>in</strong>treten, dass nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Indiz gegeben ist: vielmehr vergegenwärtigt<br />

sich das Lebewesen – mit Hilfe se<strong>in</strong>er phantasia – (auch ohne konkreten Anlass)<br />

mögliche Wahrnehmungssituationen, die es (z. B.) zu Vermeidungsstrategien<br />

veranlassen, bevor es überhaupt zu vermeidungsrelevanten Situationen kommen<br />

könnte; e<strong>in</strong> <strong>and</strong>eres, und besseres, Beispiel dürfte hier etwa die Suche nach<br />

Nahrung se<strong>in</strong>: auch die so (auf die e<strong>in</strong>e oder die <strong>and</strong>ere Weise) veranlasste<br />

Ortsbewegung muss als Mittel des Strebens zur Realisierung der Form erklärt<br />

werden können.

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