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Body and Soul in Ancient Philosophy

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168<br />

Michael Erler<br />

Platon sie als Gegenst<strong>and</strong> der Ausbildung von Wächtern und Philosophen<br />

ab. 18<br />

Gleichzeitig deutet Platon im 3. und 10. Buch der Politeia aber auch<br />

an, dass und wann ihm derartige Dichtung unter bestimmten Voraussetzungen<br />

<strong>in</strong> Kallipolis akzeptabel sche<strong>in</strong>t. Unbed<strong>in</strong>gte Voraussetzung<br />

ist die Darstellung völliger Kontrolle über die Affekte beim Helden.<br />

Platons ,anti-tragischer‘ Held soll sich vom traditionellen tragischen<br />

Helden dadurch unterscheiden, dass er besonnen, ruhig und gegen<br />

Umschläge im Leben immun ist, nicht zuletzt weil er menschliche<br />

Belange großen Ernstes nicht für wert f<strong>in</strong>det. 19<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund – so ist mit Recht hervorgehoben worden<br />

– gew<strong>in</strong>nen Platons Sokratesfigur und se<strong>in</strong> Verhalten im Phaidon Profil.<br />

Der Philosoph Sokrates ist literarisch offenbar nach Vorgaben gestaltet,<br />

die Platon für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Kallipolis akzeptable philosophische Tragödie<br />

vorgibt. 20 Durch se<strong>in</strong> Verhalten illustriert Sokrates: E<strong>in</strong> wirklicher<br />

Philosoph argumentiert nicht nur re<strong>in</strong> rational, adressatenbezogen und<br />

ergebnisorientiert. Er hat dabei auch se<strong>in</strong>e Affekte völlig unter Kontrolle,<br />

unterwirft auch sie dem logos und verzichtet <strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht auf<br />

Äußerungen und e<strong>in</strong> Verhalten, die auf das Mitleid se<strong>in</strong>er Zuhörer und<br />

Freunde zielen, es wecken oder gar verstärken könnten – schon <strong>in</strong> der<br />

Apologie hat sich Sokrates daran gehalten, <strong>in</strong>dem er sich rhetorischer<br />

Strategien der Mitleidsweckung ausdrücklich enthält. 21 Vielmehr vermittelt<br />

er den E<strong>in</strong>druck, er sei unberührt von der Situation, ja geradezu<br />

glücklich auf e<strong>in</strong>e Weise, die vielen provokativ sche<strong>in</strong>en mag, die aber<br />

konsequent aus se<strong>in</strong>em Vertrauen <strong>in</strong> die Kraft der Argumente folgt. Auf<br />

diese Weise wird Sokrates zum Exemplum für e<strong>in</strong> wahrhaft philosophisches,<br />

an der Tugend orientiertes Leben und zum Protagonisten der<br />

schönsten Tragödie, die das beste Leben nachahmt, von der Platon <strong>in</strong><br />

den Nomoi spricht. 22 Man kann zudem im der Sokratesdarstellung im<br />

Phaidon e<strong>in</strong> Beispiel für jene Enkomia auf wirklich gute Männer sehen,<br />

die Platon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kallipolis zulassen möchte.<br />

18 Vgl. R. 605c; 606d, dazu Halliwell 2002, 112 ff.; Giuliano 2005, 102 ff.<br />

19 Vgl. R. 380e –381b, 604e, 605c; vgl. Giuliano 2005, 122 mit Anm. 306.<br />

20 Vgl. Kuhn, 1941/1942. Dazu Gaiser 2004; Halliwell 1984, bes. 55 f. Die<br />

Dialoge übernehmen <strong>in</strong> der Tat Elemente der Tragödie (vgl. Night<strong>in</strong>gale 1995;<br />

Bezug im Phaidon zum Telephos des Aischylos, fr. 239 TrGF, Giuliano 2005,<br />

325) und reflektieren auch darüber, vgl. z. B. Erler 1992.<br />

21 Vgl. Ap. 35b, wozu Heitsch 2002, 143.<br />

22 Vgl. Lg. 817b, wozu Görgemanns 1960, 66 – 69; Schöpsdau 2003, 596 ff.

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