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Body and Soul in Ancient Philosophy

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314<br />

Friedemann Buddensiek<br />

ist bzw. sich selbst bewegt (de An. I 2). Aristoteles zufolge muss etwas<br />

nicht selbst bewegt oder sogar selbstbewegt se<strong>in</strong>, um <strong>and</strong>eres bewegen<br />

zu können. Die Annahme, dass die Seele selbst <strong>in</strong> Bewegung se<strong>in</strong> müsse,<br />

um <strong>and</strong>eres bewegen zu können, setzte voraus, dass die Seele sich <strong>in</strong><br />

Bewegung derselben Art bef<strong>in</strong>det – also etwa: <strong>in</strong> Ortsbewegung, wenn<br />

sie <strong>and</strong>eres dem Ort nach bewegt. Das anzunehmen brächte aber erhebliche<br />

Probleme mit sich: So könnte die Seele sich dann etwa auch <strong>in</strong><br />

Relation zu dem Körper, dessen Seele sie ist, bewegen: sie könnte z.B.<br />

verschiedene Orte <strong>in</strong>nerhalb des Körpers e<strong>in</strong>nehmen, könnte ihn aber<br />

auch vorübergehend verlassen und wieder aufsuchen – was unter <strong>and</strong>erem<br />

bedeutete, dass Gestorbene wieder lebendig werden könnten. 9<br />

Das hält Aristoteles für absurd.<br />

Vermutlich hätte Aristoteles ergänzt, dass e<strong>in</strong>er Erklärung der Bewegung<br />

von Lebewesen, die e<strong>in</strong>e eigene Bewegung der Seele voraussetzt,<br />

e<strong>in</strong>e unangemessene Vorstellung nicht nur davon zugrunde liegt,<br />

was e<strong>in</strong>e Seele ist, sondern auch davon, was es für e<strong>in</strong>e Sache x heißt,<br />

e<strong>in</strong>e <strong>and</strong>ere Sache y <strong>in</strong> Bewegung zu versetzen (oder: was es für e<strong>in</strong>e<br />

Sache x heißt, verantwortlich für die Bewegung von y zu se<strong>in</strong>). Se<strong>in</strong>e<br />

Kritik würde sich hier gegen e<strong>in</strong> bestimmtes Verständnis kausaler<br />

Wirksamkeit richten.<br />

In der Konzeption von Kausalität, die er selbst <strong>in</strong> der Erklärung der<br />

Bewegung zugrunde legt, geht es nicht darum, dass e<strong>in</strong>e Sache e<strong>in</strong>e<br />

<strong>and</strong>ere anstößt und auf diese Weise Bewegung erzeugt. Vielmehr geht<br />

es darum, dass e<strong>in</strong>e Sache an explanatorisch entscheidender Stelle <strong>in</strong> der<br />

Erklärung der Bewegung e<strong>in</strong>er <strong>and</strong>eren Sache fungiert. Kausalität wird<br />

bei Aristoteles nicht (nicht notwendigerweise) so verst<strong>and</strong>en, dass e<strong>in</strong><br />

Ereignis e<strong>in</strong> <strong>and</strong>eres verursacht. Nur weil e<strong>in</strong> Ursache-Wirkungszusammenhang<br />

nicht (nicht notwendigerweise) e<strong>in</strong> Ereignis-Ereignis-<br />

Zusammenhang ist, kann Aristoteles zum Beispiel auch von der Kunst<br />

als bewirkender Ursache sprechen (vgl. Metaph. XII 3, 1070a6 f., a28 –<br />

30; s.a. Ph. II 4, 195b21 –25). Nur deshalb kann er auch davon sprechen,<br />

dass auch die Seele e<strong>in</strong>e bewirkende Ursache ist: „alle“, so hieß<br />

es, „weisen es zuallererst der Seele zu, zu bewegen“ (de An. I 4,<br />

407b34 f.). Aristoteles verpflichtet sich damit aber eben nicht auf e<strong>in</strong>e<br />

Rede von Kausalität, die ihn auf e<strong>in</strong>e Annahme kausaler Effizienz <strong>in</strong><br />

unserem Verständnis von „Kausalität“ festlegte. Und nur weil Aristoteles<br />

die Rede von der bewegenden Ursache so versteht, kann er von<br />

9 Vgl. de An. I 3, 406a30 – b5. Für e<strong>in</strong>e genauere Bestimmung der Zielrichtung<br />

des Arguments s. Menn 2002, 97–99.

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