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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Der Geist im vollkommenen Körper. E<strong>in</strong><br />

Gedankenexperiment <strong>in</strong> August<strong>in</strong>s De civitate dei 22<br />

Therese Fuhrer<br />

1. E<strong>in</strong>e apokalyptische Vision<br />

August<strong>in</strong>s De civitate dei (im Folgenden: civ.) endet mit e<strong>in</strong>er fiktiven<br />

Szene (22,30): Das Leben <strong>in</strong> ewiger Glückseligkeit im Jenseits 1 werden<br />

die Menschen <strong>in</strong> ihren Leibern verbr<strong>in</strong>gen, die frei s<strong>in</strong>d von Bedürfnissen<br />

und Krankheiten. 2 Aufgrund e<strong>in</strong>er durch Zahlenverhältnisse<br />

strukturierten Ebenmäßigkeit s<strong>in</strong>d die Körper schön, ihre Bewegungen,<br />

ihre Haltung und ihre Gestalt s<strong>in</strong>d edel. Was der Geist will, will auch<br />

der Körper, und dies ist nichts, was sich nicht schickt. Der Mensch hat<br />

den freien Willen immer noch, will aber nicht sündigen, da er von der<br />

Lust befreit ist. Der Wille ist nun eigentlich erst richtig frei und richtet<br />

sich deshalb alle<strong>in</strong> auf Frömmigkeit und Gerechtigkeit. Dieser Zust<strong>and</strong><br />

wird der ewige Sabbat se<strong>in</strong>, den die Menschen „am Ende ohne Ende“ 3<br />

<strong>in</strong> Muße, <strong>in</strong> Kontemplation und liebend im Reich Gottes verbr<strong>in</strong>gen<br />

werden.<br />

Diese apokalyptische Vision bildet den Schluss der Geschichte der<br />

beiden civitates <strong>in</strong> drei Teilen, die <strong>in</strong> den Büchern 11 –22, im zweiten<br />

Hauptteil der Schrift, erzählt wird. Nach dem ,Ursprung‘ (exortus) der<br />

1 Entsprechend dem sowohl paganen wie jüdisch-christlichen und damit august<strong>in</strong>ischen<br />

Sprachgebrauch wird im Folgenden auch vom „Himmel“ die<br />

Rede se<strong>in</strong>; vgl. Lumpe 1991, 182–184. Vgl. Tazi 1989, 519 – 552, hier 521<br />

und 538: Der Himmel ist sowohl oberster Teil des Kosmos, also materiell, als<br />

auch „a narrative space of <strong>in</strong>telligibility“, der als Norm für die Hierarchisierung<br />

der Lebewesen, als Ziel der Erhebung der Seelen und als Heilshorizont gilt, an<br />

dem sich die auf Erden lebende civitas dei orientiert. August<strong>in</strong> spricht auch vom<br />

„Reich“ Gottes: civ. 22,23, p. 609,13. Die Stellenangaben mit Seitenzahlen (p.)<br />

beziehen sich auf die Editio Teubneriana von Dombart/Kalb 1981. Die im<br />

folgenden verwendeten Abkürzungen der august<strong>in</strong>ischen Werke s<strong>in</strong>d die des<br />

August<strong>in</strong>us-Lexikons (hg. von C. P. Mayer, Basel 1986 ff.).<br />

2 Nach 1 Cor 15,52 f.<br />

3 In f<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>e (p. 635,24; vgl. p. 631,26 f.).

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