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Body and Soul in Ancient Philosophy

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208<br />

Jan Szaif<br />

Im Kontext der antiken eudaimonistischen Ethiken wird das ultimative<br />

und alle <strong>and</strong>eren praktischen Zwecksetzungen umgreifende<br />

Gute-für-mich als die je eigene Eudaimonie, das gute oder glückliche<br />

Leben, gefasst. Allerd<strong>in</strong>gs ist damit <strong>in</strong> gewissem S<strong>in</strong>ne noch nichts gesagt,<br />

da Eudaimonie nur als e<strong>in</strong> gleichsam <strong>in</strong>haltsloses Etikett für die<br />

glückende Lebensführung e<strong>in</strong>es rationalen Wesens fungiert, wor<strong>in</strong> auch<br />

immer sie bestehen mögen. Die Güter oder Endzwecke, durch die sich<br />

e<strong>in</strong> Leben als geglückt realisiert, müssen allererst noch herausgefunden<br />

werden. Der Eudaimonismus enthält auch ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>e Festlegung<br />

auf e<strong>in</strong>e egoistische oder egozentrische Perspektive <strong>in</strong> der Ethik, denn<br />

zu den Gütern, die je me<strong>in</strong> Glück konstituieren, können auch geme<strong>in</strong>wohlbezogene<br />

und altruistische Haltungen und deren Bezugsobjekte<br />

gehören. 6 Die eudaimonistische Grundannahme besagt lediglich,<br />

dass das je eigene Leben durch die eigenen Entscheidungen, die man<br />

trifft, gel<strong>in</strong>gen oder missl<strong>in</strong>gen, gut oder schlecht geraten kann, und dass<br />

jedem rationalen Wesen am Gel<strong>in</strong>gen des eigenen Lebens liegt und<br />

liegen sollte. Alles Weitere hängt dann davon ab, wie die endzielhaften<br />

Güter spezifiziert werden, die das je eigene Glück konstituieren.<br />

Es ist denkbar, dass e<strong>in</strong>e ethische Theorie generell nur Güter, die<br />

e<strong>in</strong>en ontologisch ausgewiesenen <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischen Wert besitzen, als f<strong>in</strong>ale<br />

Güter für e<strong>in</strong>en rational denkenden Menschen zulässt. Es spricht e<strong>in</strong>iges<br />

dafür, dass Platon e<strong>in</strong>e solche Auffassung vertreten hat, wie sich etwa <strong>in</strong><br />

der Politeia zeigt, wenn die Tugenden dort als e<strong>in</strong>e harmonische Ordnung<br />

der <strong>in</strong>neren Seelenfaktoren unter Leitung der Vernunft beschrieben<br />

werden – e<strong>in</strong>e Ordnung, die (analog zu Gesundheit) objektiv<br />

gut ist, weil sie das höchste Maß an naturgemäßer funktionaler E<strong>in</strong>heit<br />

<strong>in</strong> der Seele realisiert. 7<br />

Bedeutet dies, dass bei Platon der Begriff der f<strong>in</strong>alen praktischen<br />

Güter <strong>in</strong> dem der <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischen Güter schlicht aufgeht? Ne<strong>in</strong>, denn<br />

selbst dann, wenn man die Auffassung vertritt, dass nur <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sische<br />

Güter von e<strong>in</strong>em rationalen Wesen auch als f<strong>in</strong>ale Güter zurecht angestrebt<br />

werden können, fällt der Begriff e<strong>in</strong>es f<strong>in</strong>alen nicht mit dem<br />

e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischen Gutes zusammen, wie wir uns etwa am Beispiel der<br />

6 Dieser für die <strong>in</strong> der sokratischen Tradition stehenden Tugendethik wesentliche<br />

Gedanke, der es ermöglicht, den Antagonismus von Eigen<strong>in</strong>teresse und moralischen<br />

Forderungen aufzuheben, ist von e<strong>in</strong>er Reihe von Interpreten richtig<br />

erkannt worden. Mit Bezug auf Aristoteles habe ich diese Thematik <strong>in</strong> Szaif<br />

2006 diskutiert.<br />

7 R. 443c – 445b, s.a. 351c – 352a und Grg. 503c – 504d, 507e – 8a.

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