05.11.2013 Views

Body and Soul in Ancient Philosophy

Body and Soul in Ancient Philosophy

Body and Soul in Ancient Philosophy

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

192<br />

Gyburg Radke-Uhlmann<br />

Erkenntniswert und deren Beitrag zur Befreiung von körperlichem und<br />

s<strong>in</strong>nlichem Denken man konkret nachvollziehen kann.<br />

4. Der Phaidon und die Mischung von Lust und Unlust<br />

Denn auch der Phaidon führt Fehler <strong>in</strong> der Beurteilung des eigenen<br />

Wissens und Sche<strong>in</strong>wissen vor, das korrigiert und auf bestimmte<br />

Gründe zurückgeführt wird.<br />

Diese Fehler s<strong>in</strong>d Teil der energeia der Freunde und Schüler des<br />

Sokrates, deren zwar gutwillige und bemühte, aber doch noch unzureichende<br />

Erkenntnisfundierung von Sokrates auf e<strong>in</strong>e höhere Ebene<br />

gehoben wird. Sokrates tut dies sowohl durch das Beispiel se<strong>in</strong>es Lebens<br />

und se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>stellung zum eigenen Tod als auch durch die Argumentationsgänge,<br />

die stufenweise die Unabhängigkeit der rationalen<br />

Seele und ihrer Vollendung von allem Körperlichen aufzeigen.<br />

Dieser Weg, den ich im folgenden strukturell nachzeichnen<br />

möchte, korrigiert e<strong>in</strong>e naheliegende Vorme<strong>in</strong>ung. Diese Vorme<strong>in</strong>ung<br />

nimmt an, dass die Geschichte von der H<strong>in</strong>richtung des Sokrates e<strong>in</strong>e<br />

Tragödie, e<strong>in</strong> Trauerspiel se<strong>in</strong> müsse, <strong>in</strong> dem am Ende das große Leid<br />

des unverdient <strong>in</strong>s Unglück geratenen Helden steht.<br />

Doch w<strong>and</strong>elt sich das, was als Tragödie erwartet worden war, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Komödie mit gutem Ausgang: mit dem Ausgang der Befreiung der<br />

Seele des Sokrates von den Fesseln des Körperlichen. Aristoteles führt<br />

dieses Kriterium e<strong>in</strong>es guten Ausganges im 13. Kapitel se<strong>in</strong>er Poetik als<br />

Begründung für den anspruchsvolleren Gehalt der Tragödie gegenüber<br />

der Komödie e<strong>in</strong>. Diese Konzeption fügt sich, wie ich zeigen möchte,<br />

bruchlos <strong>in</strong> die platonische Komödientheorie e<strong>in</strong> und ergänzt diese<br />

kompositorisch.<br />

Von Stufe zu Stufe nämlich entwickelt sich die sche<strong>in</strong>bar tragische<br />

H<strong>and</strong>lung von dem ungerechten Tod des besten Philosophen Sokrates<br />

zu e<strong>in</strong>er Komödie, also zu e<strong>in</strong>er H<strong>and</strong>lung, die Freude macht, weil sie<br />

e<strong>in</strong> gutes Ende nimmt und bei der auch vorher Lachen erregende Fehler<br />

schließlich im Glück enden. Denn am Ende steht die E<strong>in</strong>sicht und der<br />

Glaube, dass das sche<strong>in</strong>bare Unglück – der physische Tod des Philosophen<br />

– <strong>in</strong> Wirklichkeit e<strong>in</strong> Glück für ihn, für se<strong>in</strong>e rationale Seele ist.<br />

Der Verweis auf die philosophische Dichtung, die Unzugänglichkeit des<br />

Gegenst<strong>and</strong>s Seele und die Konsequenz, dass die ersten Reden über ihr<br />

Schicksal nach dem Tod mythische se<strong>in</strong> werden – alles dies zeigt, dass

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!