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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Demokrits Seelenmodell und die Pr<strong>in</strong>zipien der atomistischen Physik 133<br />

Demokrit <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne vom Menschen als e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Kosmos<br />

spricht, so impliziert für ihn der Kosmosbegriff auch dieses Postulat der<br />

Vollständigkeit, <strong>in</strong> der sich Körper- und Seelenatome mite<strong>in</strong><strong>and</strong>er<br />

vere<strong>in</strong>igen müssen, um der menschlichen Existenz für die Dauer ihres<br />

Lebens Beständigkeit zu geben. 70 Insofern ist auch der Kosmosbegriff<br />

Demokrits Ausdruck se<strong>in</strong>es monistischen Denkens. Sowie die Seele den<br />

Körper verlässt, löst sie sich <strong>in</strong> ihre e<strong>in</strong>zelnen Atome als ihre Best<strong>and</strong>teile<br />

auf, die sich sodann wieder <strong>in</strong> der Masse der frei beweglichen, d. h.<br />

nicht zu Körpern verbundenen Atome verlieren. 71 Ebenso setzt beim<br />

toten Körper der Prozess der Auflösung e<strong>in</strong>, sobald die Seele aus ihm<br />

entschwunden ist, nur geht hier der Auflösungsprozess wegen der ger<strong>in</strong>geren<br />

Beweglichkeit dieser Atome und ihrer E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> die<br />

Körperaggregation langsamer vonstatten. Auf die vegetativen Prozesse,<br />

die e<strong>in</strong>e Zeit nach dem Tod im Körper noch anhalten, wurde bereits<br />

h<strong>in</strong>gewiesen. Generell aber bedeutet der Tod die Auflösung des psychophysischen<br />

Komplexes und die erneute Verselbständigung der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Atome. 72 Hier<strong>in</strong> steht Demokrit im konträren Gegensatz zu den dualistischen<br />

Konzeptionen e<strong>in</strong>es Platon, der den Körper als Belastung der<br />

unsterblichen Seele betrachtet, die mit dem Tode abzustreifen ist, 73 oder<br />

e<strong>in</strong>es Aristoteles, für den der moOr erst dann se<strong>in</strong> eigentliches Se<strong>in</strong> verwirklichen<br />

kann, wenn er vom Körper getrennt ist. 74<br />

Die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Seelenatome <strong>in</strong> den Körperkomplex stellt sich<br />

Demokrit <strong>in</strong> Konsequenz se<strong>in</strong>es auf Materialität basierenden Ansatzes so<br />

vor, dass diese sich über den ganzen Körper h<strong>in</strong> verteilen, da nur so der<br />

Körper <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>en Teilen belebt und bewegt se<strong>in</strong> kann. 75 Insofern<br />

bildet die Seele als Konstitutum aus den e<strong>in</strong>zelnen Seelenatomen für<br />

70 DK 68 B 34. Am deutlichsten wird dieses Postulat <strong>in</strong> der bei David, Proll. 38,<br />

14 (ed. A. Busse) überlieferten Fassung. Dort wird (aus der Sicht platonischer<br />

Seelenteilungslehre) der Demokritspruch %mhqypor lijq¹r jºslor <strong>in</strong> Anwendung<br />

auf die menschliche Seele im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es hierarchischen Pr<strong>in</strong>zips <strong>in</strong>terpretiert,<br />

wonach Herrschendes und Beherrschtes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em jºslor sich notwendig<br />

gegenseitig voraussetzen. Dies gilt gleichermaßen für das Verhältnis von<br />

Seele und Körper.<br />

71 Vgl. Lucianus, Philops. 32; Lact. <strong>in</strong>st. III 17, 22; VII 7, 9.<br />

72 Vgl. Stob. IV 52, 40 (DK 68 B 297; 466 L.); ähnlich Aët. IV 7, 4; Thdt. affect.<br />

V 24.<br />

73 Vgl. Pl. Grg. 493a (irdisches Leben bedeutet Totse<strong>in</strong>); Phdr. 250c u. Phd. 67c ff.<br />

(Körper e<strong>in</strong> Gefängnis der Seele); Phd. 66d u. R. 611b, c (Körper als H<strong>in</strong>dernis<br />

der philosophischen Erkenntnis).<br />

74 Arist. de An. III 5, 430a17 ff.<br />

75 Vgl. Arist. de An. I 3, 406b15; I 5, 409b2. Vgl. auch S.E. M. VII 349.

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