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Body and Soul in Ancient Philosophy

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504<br />

Theo Kobusch<br />

Gregor von Nyssa spricht <strong>in</strong> diesem Zusammenhang ausdrücklich von<br />

den „Gründen“, die, wenn man dieses Lehrstück nicht undiskutiert<br />

lässt, die Schwachheit der menschlichen Vernunft etwas ausgleichen<br />

könnten. 31<br />

Origenes hat wie ke<strong>in</strong>er vorher das Problem der Identität der<br />

menschlichen Existenz zu Bewusstse<strong>in</strong> gebracht. Gerade wenn man das<br />

toposartig weitergegebene Beispiel des von e<strong>in</strong>em Fisch verschlungenen<br />

Menschen und des se<strong>in</strong>erseits von e<strong>in</strong>em Menschen verzehrten Fischs<br />

gedanklich durchspielt, wird man am Ende nicht der Frage enthoben<br />

se<strong>in</strong>, wessen Leib eigentlich bei der Auferstehung aufersteht. So drohen<br />

wir, sagt Origenes, den platonischen Parmenides zitierend, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

„Abgrund von Geschwätz“ zu enden. Stattdessen ist davon auszugehen,<br />

dass der menschliche Leib nichts <strong>and</strong>eres ist, als was die Natur selbst<br />

auch ist: e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Fluss, so dass wir streng genommen nicht e<strong>in</strong>mal<br />

zwei Tage lang dasselbe s<strong>in</strong>d im H<strong>in</strong>blick auf unseren Leib. Da wir aber<br />

schon im irdischen Leben von e<strong>in</strong>er Identität der Personen ausgehen,<br />

<strong>in</strong>dem wir zum Beispiel Petrus oder Paulus als dieselben ansehen, und<br />

zwar nicht nur im H<strong>in</strong>blick auf ihre Seele, deren Natur ja nicht „fließend“<br />

ist, sondern auch auf den Leib, nehmen wir offenbar schon<br />

immer auf e<strong>in</strong> Identisches Bezug, das Origenes das Eidos nennt, welches<br />

se<strong>in</strong>erseits den Körper des Menschen „charakterisiert“, <strong>in</strong>dem es ihm<br />

somatische Merkmale aufdrückt, die die somatische Beschaffenheit des<br />

Petrus oder Paulus nachhaltig bestimmen und auch, wie im Falle der<br />

Wundmale oder der Muttermale, e<strong>in</strong> Leben lang bleiben können.<br />

Mögen so diese Charakteristika als empirische Merkmale e<strong>in</strong>em ständigen<br />

Wechsel unterworfen se<strong>in</strong>, so ist es doch diese somatische Form,<br />

die als das von der K<strong>in</strong>dheit bis <strong>in</strong>s Alter Identische dem Wechsel zugrunde<br />

liegt und mit dem bei der Auferstehung die Seele wieder bekleidet<br />

wird, nachdem es zu e<strong>in</strong>em pneumatischen Leib verw<strong>and</strong>elt<br />

wurde. 32 In se<strong>in</strong>er frühen Schrift spricht Origenes entsprechend von<br />

dem den irdischen Leibern e<strong>in</strong>gegebenen Logos, der die körperliche<br />

Substanz zusammenhält, auch wenn sie gestorben, verwest und zerstreut<br />

31 Ebd. 108A: … 1peidµ p_r B!sh]meia t/r !mhqyp_mgr diamo_ar, to?r wyqgto?r<br />

Bl?m kocislo?r, l÷kkom pq¹r toia}tgm p_stim 1pistgq_fetai, jak_r #m 5woi lgd³<br />

toOto t¹ l]qor paqadqale?m !he~qgtom.<br />

32 Vgl. das Referat der Position des Origenes bei Meth. res. 1,20 –26, p. 242–254.<br />

Vgl. auch Pamphilus, Apologia pro Origene (= Ruf<strong>in</strong>. apol. Orig.) n. 141, p. 358–<br />

360. A. Le Boulluec hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em lesenswerten Aufsatz als H<strong>in</strong>tergrund der<br />

Lehre des Origenes die stoische Physik aufgewiesen, vgl. Le Boulluec 1975,<br />

143 – 155.

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