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Body and Soul in Ancient Philosophy

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326<br />

Friedemann Buddensiek<br />

materiell realisierter Form zu tun: mit dem gegenwärtigen, dem erwarteten<br />

und dem idealen St<strong>and</strong> der Realisierung.<br />

Dieses Selbstverhältnis ist nun das Bewegungspr<strong>in</strong>zip, das die Seele<br />

se<strong>in</strong> soll, und zwar e<strong>in</strong> besonderes Pr<strong>in</strong>zip, nämlich e<strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>zip, das<br />

nicht durch Anstoßen bewegt, 25 sondern das auf <strong>and</strong>ere Weise Ursprung<br />

und Stütze der Bewegung ist. De motu erörtert ausführlich, welcher Art<br />

dieser Ursprung ist (vgl. <strong>in</strong>sgesamt MA 8, 702a21 bis MA 10). Die<br />

Ausgangsfrage ist dabei die Frage, wo der Ursprung von Bewegung zu<br />

lokalisieren sei. Aristoteles nimmt an, dass dort, wo das Bewegende als<br />

Bewegendes mit dem Bewegten verbunden ist, e<strong>in</strong>e spezifische, funktionale<br />

E<strong>in</strong>heit zwischen beiden besteht. Sie s<strong>in</strong>d potentiell e<strong>in</strong>s, der<br />

Aktualität nach aber zwei (vgl. MA 9, 702b30 f.). In dieser E<strong>in</strong>heit bildet<br />

das Bewegende den ruhenden Pol und die Stütze für die Bewegung des<br />

Bewegten; jede Bewegung bedarf e<strong>in</strong>er solchen Stütze. 26 E<strong>in</strong>e typische<br />

funktionale E<strong>in</strong>heit dieser Art bilden die Gelenke. Allerd<strong>in</strong>gs können<br />

Gelenke bzw. die ruhenden Punkte <strong>in</strong> Gelenken nicht die Initiatoren<br />

von Bewegung se<strong>in</strong>. 27 Während Seele und pneuma dem Gelenk <strong>in</strong>sofern<br />

gleichen, als die Seele unbewegt und das pneuma beweglich (oder veränderlich)<br />

ist 28 und beide e<strong>in</strong>e funktionale E<strong>in</strong>heit bilden, unterscheiden<br />

25 Aristoteles zufolge verfügt das pneuma selbst über Stärke und Kraft (ischys und<br />

dynamis). Dadurch – so Aristoteles -, dass die Lebewesen pneuma haben, s<strong>in</strong>d sie<br />

stark (ischye<strong>in</strong>), und das pneuma ist von Natur gut geeignet, bewegungsfähig zu<br />

se<strong>in</strong> und Stärke zu verleihen (vgl. MA 10, 703a9 f., 19).<br />

26 Das Bewegende muss sich gegen e<strong>in</strong> Ruhendes stützen (s. die Verwendung von<br />

„apereidesthai“ und „apostÞrizesthai“, etwa MA 1, 698b6, MA 2, 698b14 f.,<br />

699a3 –9, MA 4, 700a9 f., 14, 20, 22, MA 8, 702a26, MA 9, 702b35).<br />

27 Das Argument hierfür ist etwas komplizierter (s. MA 8, 702a31 – b11). In<br />

Kurzfassung: befände sich das Pr<strong>in</strong>zip der Bewegung im Gelenk, würde dies<br />

auch für e<strong>in</strong> ,Quasi-Gelenk‘ zwischen H<strong>and</strong> und bewegtem Stock gelten. Beide<br />

würden dann e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit bilden – obwohl das e<strong>in</strong>e Teil e<strong>in</strong>es Lebewesens, das<br />

<strong>and</strong>ere unbelebt ist. In diesem Quasi-Gelenk kann das Bewegungspr<strong>in</strong>zip also<br />

nicht lokalisiert se<strong>in</strong>. Dann aber kann es auch im nächst ,höheren‘ Gelenk des<br />

Lebewesens nicht lokalisiert se<strong>in</strong>: Offenbar ist die Eigenschaft, nicht Sitz des<br />

Bewegungspr<strong>in</strong>zips se<strong>in</strong> zu können, lokal transitiv.<br />

28 So sche<strong>in</strong>t Aristoteles dies jedenfalls zu konstruieren, wenn er me<strong>in</strong>t, dass das<br />

pneuma sich zum seelischen Pr<strong>in</strong>zip so zu verhalten sche<strong>in</strong>e, wie sich der bewegt<br />

bewegende ,Punkt‘ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gelenk zum nicht-bewegten ,Punkt‘ (im selben<br />

Gelenk) verhält: „Dies [das symphyton pneuma] sche<strong>in</strong>t sich zur seelischen archÞ<br />

[psychikÞ archÞ] auf gleiche Weise zu verhalten, wie der Punkt im Gelenk – der,<br />

der bewegt und bewegt ist – sich zum unbewegten Punkt verhält.“ (MA 10,<br />

703a11 –14). Ich verstehe hier die Rede von der psychikÞ archÞ als Rede von der<br />

Seele unter dem Aspekt, unter dem sie archÞ ist. Wenn das geme<strong>in</strong>t ist, kann

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