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Body and Soul in Ancient Philosophy

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238<br />

Jan Szaif<br />

Dialog voll expliziert werden. Manche Interpreten hat dies zu Überlegungen<br />

veranlasst, ob der Euthydemos nicht vielleicht sogar nach der<br />

Politeia verfasst worden ist. Der konservativere Ansatz würde den Euthydemos,<br />

zusammen mit dem Lysis, Hippias maior und Menon (der ja e<strong>in</strong>e<br />

kürzere Version der Gebrauchsargumentes enthält) e<strong>in</strong>er Übergangsphase<br />

zuordnen, die zeitlich vor dem Symposion und dem Phaidon liegt<br />

und e<strong>in</strong>e Reihe von vorgreifenden Anspielungen auf Theoreme des<br />

mittleren Werkes enthält. 38<br />

Angesichts der Bezüge zwischen dem Euthydemos und der Politeia<br />

empfiehlt es sich, eher nach e<strong>in</strong>er Lösung im S<strong>in</strong>ne von (c) oder (d) zu<br />

suchen, statt e<strong>in</strong>en Wechsel h<strong>in</strong>sichtlich der doktr<strong>in</strong>alen Position zu<br />

postulieren. Und zwar werde ich hier Überlegungen im S<strong>in</strong>ne von (c)<br />

und (d) mite<strong>in</strong><strong>and</strong>er komb<strong>in</strong>ieren, <strong>in</strong>dem ich erstens den dialektischproblematischen<br />

Charakter des Gebrauchsargumentes herausstelle und<br />

dann zeige, dass das, was man unter Berücksichtigung des aporetischen<br />

Charakters als den systematischen Ertrag dieses Argumentes betrachten<br />

kann, mit Glaukons E<strong>in</strong>teilung kompatibel ist.<br />

Der Grundgedanke des Gebrauchsargumentes formuliert die E<strong>in</strong>sicht,<br />

dass die putativen Güter sich auch schädlich auswirken können,<br />

wenn man von ihnen falschen Gebrauch macht. Dies bedarf ke<strong>in</strong>er<br />

weiteren Erläuterung bei e<strong>in</strong>em Gut wie Geldbesitz oder Reichtum. Im<br />

Fall der Gesundheit, wo dies vielleicht weniger offensichtlich ist, kann<br />

man auf die gesteigerten Möglichkeiten des Gesunden im Vergleich<br />

zum Kranken h<strong>in</strong>weisen. Jem<strong>and</strong>, der gesund ist, kann se<strong>in</strong>e Pläne viel<br />

eher ausführen als der Kranke. Wenn nun aber die Pläne schlecht s<strong>in</strong>d,<br />

ist Gesundheit e<strong>in</strong> kausaler Faktor, der zur Ausführung dieser Pläne<br />

38 Die entwicklungstheoretische Auflösung des Problems sieht sich überdies mit<br />

der Schwierigkeit konfrontiert, dass Platon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Text der Nomoi die<br />

Neutralitätsthese wieder aufgreift, und zwar <strong>in</strong> Nomoi II, 661a – e, wo Platon,<br />

anknüpfend an die <strong>in</strong> Buch I e<strong>in</strong>geführte Unterscheidung von göttlichen und<br />

menschlichen Gütern, zu plausibilisieren sucht, dass alle<strong>in</strong> die sogenannten<br />

göttlichen Güter – Weisheit und die Tugenden – une<strong>in</strong>geschränkt gut und<br />

nützlich s<strong>in</strong>d, während die Wirkung der <strong>and</strong>eren Güter zweischneidig sei, da sie<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Weisheit und Tugend nützen, <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Torheit<br />

und schlechtem Charakter aber schaden. Dies ist auch der wesentliche Punkt<br />

des sokratischen Gebrauchsargumentes. In <strong>and</strong>eren Dialogen, etwa dem Gorgias<br />

und der Politeia, f<strong>in</strong>det sich der verw<strong>and</strong>te Gedanke, dass das Leben e<strong>in</strong>es<br />

schlechten Menschen noch schlechter wird, wenn er sich, <strong>in</strong>dem er Tyrann<br />

wird, die äußeren Instrumente verschafft, um se<strong>in</strong>e schlechten Anlagen voll<br />

ausleben zu können (z. B. Grg. 470d–471c mit 525c – 526b, R. 578b–580c,<br />

615de).

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