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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Demokrits Seelenmodell und die Pr<strong>in</strong>zipien der atomistischen Physik 113<br />

bereits beschrittene – Weg gewählt werden, die atomistische Physik<br />

Demokrits zu e<strong>in</strong>em „Idealismus im höheren S<strong>in</strong>n“ 2 umzudeuten,<br />

<strong>in</strong>dem man die Atome entmaterialisiert und zu e<strong>in</strong>er geistigen Projektion<br />

erklärt. 3 Andererseits sollen hier auch die Verformungen vermieden<br />

werden, die mit der Anwendung e<strong>in</strong>es modernen, von Physik und<br />

Mechanik des 17. – 19. Jahrhunderts geprägten Materiebegriffs im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>es „toten, geistlosen“ Stoffs verbunden s<strong>in</strong>d. 4 Entgegen solch unangemessenen<br />

Reprojektionen späterer Anschauungen sieht sich vorliegender<br />

Versuch methodisch von dem Bemühen bestimmt, den demokritischen<br />

Atombegriff <strong>in</strong>nerhalb des geistesgeschichtlichen Umfeldes<br />

frühgriechischer Vorstellungen e<strong>in</strong>es Weltgrundstoffs als Resultat dort<br />

vorliegender Voraussetzungen zu verstehen. So ist im Physisdenken der<br />

Griechen seit den Archegeten der ionisch-milesischen Naturphilosophie<br />

die Auffassung von e<strong>in</strong>er durchgehend lebendigen Materie maßgebend,<br />

e<strong>in</strong>e Anschauung, die sich selbst bei Platon 5 – entgegen se<strong>in</strong>er verme<strong>in</strong>tlich<br />

re<strong>in</strong> idealistischen Orientierung – bis auf Aristoteles h<strong>in</strong><br />

durchhält. Von dieser Tradition her liegt die Vermutung nahe, dass<br />

2 So der Vorschlag von Wismann 1980, 61 – 74, den dieser im Anschluss an e<strong>in</strong>e<br />

Formulierung Hegels 1986, 359 machte (62). Dazu ders. 1979, 34 – 52. Bemerkenswert<br />

auch der H<strong>in</strong>weis von Joly 1984, 247: „… que le matérialisme<br />

enf<strong>in</strong> n’est peut-être pas le trait le plus pert<strong>in</strong>ent de sa philosophie ou plutôt de<br />

sa ,sophia‘“.<br />

3 Ausgehend von der Behauptung, die antiken doxographischen Testimonien,<br />

die die Atome als materielle Körper beh<strong>and</strong>elten, reichten nicht über Epikur<br />

zurück, sucht Wismann die Annahme zu erhärten, das Atom <strong>in</strong> der Vorstellung<br />

Demokrits sei ke<strong>in</strong> Körper, sondern „une projection <strong>in</strong>tuitive de la réalité<br />

<strong>in</strong>divisible de l’un ou, pour parler comme Démocrite, une idØe.“ (72 f.) Es<br />

ähnele dem auf unbestimmte Zeit wiederholten Schriftzug e<strong>in</strong> und desselben<br />

Buchstaben, der sich – ohne Anfang und ohne Ende – durch den leeren Raum<br />

fortsetze. Körperhaftigkeit und Qualitäten der Welt ergäben sich erst durch die<br />

Aggregierung der Atome. So strittig diese These im E<strong>in</strong>zelnen se<strong>in</strong> mag, ist sie<br />

doch für die vorliegende Themenstellung anregend, als dar<strong>in</strong> erstmals die<br />

l<strong>and</strong>läufige Auffassung des physikalischen Materialismus aufgegeben ist und<br />

damit e<strong>in</strong>e neue Möglichkeit – auf die Wismann selbst nicht h<strong>in</strong>weist – eröffnet<br />

wird, Physik und seelisches Se<strong>in</strong> e<strong>in</strong><strong>and</strong>er anzunähern.<br />

4 Der Begriff „Materialismus“ zur Bezeichnung dieser Auffassung ist etwas über<br />

300 Jahre alt. Er begegnet wohl das erste Mal bei More 1662 und Cudworth<br />

1678, wird im Deutschen erstmals von Walch 1726 def<strong>in</strong>iert als „Irrtum, oder<br />

falsche[r] Begriff, den man <strong>in</strong> Ansehung der Materie hat, … wenn man die<br />

geistlichen Substanzen leugnet und ke<strong>in</strong>e <strong>and</strong>eren als körperliche zulassen will“.<br />

Vgl. Novack 1965, 15 f.; Nieke 1980, Sp. 842 – 850; Böl 1982, 19.<br />

5 Vgl. v.a. die Darstellung des als p²sgr cem´seyr rpodowµ oXom tihmg und w¾qa<br />

bezeichneten Materie-Pr<strong>in</strong>zips <strong>in</strong> Pl. Ti. 48e-53c. Dazu Happ 1971, 98–130.

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