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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Theo Kobusch<br />

dern als die Vollendung der griechischen Philosophie verst<strong>and</strong>en. 2 Innerhalb<br />

derselben nimmt die Auferstehungslehre e<strong>in</strong>en wichtigen Platz<br />

e<strong>in</strong>. Das ist schon aus der Anzahl der Predigten, Traktate und Monographien<br />

zu erkennen, die <strong>in</strong> der christlichen Antike den Begriff der<br />

Auferstehung im Titel tragen. 3 Das frühe Christentum hat se<strong>in</strong>e Auferstehungslehre<br />

als die Konsequenz aus der Unsterblichkeitslehre und<br />

<strong>in</strong>sofern als ihre Vollendung verst<strong>and</strong>en. 4<br />

Unter den christlichen Schriften ragt der Traktat Über die Auferstehung<br />

der Toten des Athenagoras hervor, der am Ende se<strong>in</strong>er an Marcus<br />

Aurelius und se<strong>in</strong>en Sohn Commodus gerichteten Ges<strong>and</strong>tschaftsschrift<br />

(Legatio pro Christianis) wohl schon auf se<strong>in</strong>e Auferstehungsabh<strong>and</strong>lung<br />

h<strong>in</strong>weist. Hier ist nicht der Ort, sich auf die Diskussion um die Echtheit<br />

der Schrift e<strong>in</strong>zulassen. Ob echt oder unecht – diese ist die philosophischste<br />

Abh<strong>and</strong>lung über die Auferstehung <strong>in</strong> den ersten drei Jahrhunderten.<br />

Auch deswegen, weil sie e<strong>in</strong>e wohldurchdachte Methodologie<br />

im S<strong>in</strong>ne Platons enthält. Athenagoras weiß nämlich, dass die<br />

Adressaten e<strong>in</strong>er jeden Lehre e<strong>in</strong> sehr unterschiedliches Verhältnis zur<br />

Wahrheit haben können. Die e<strong>in</strong>en verzweifeln an der Erkenntnis der<br />

Wahrheit, <strong>and</strong>ere halten sich bloß an das, was ihnen gut dünkt, wieder<br />

<strong>and</strong>ere bezweifeln selbst das Evidente. Der wahrhaft philosophische<br />

Logos muss dieser möglichen unterschiedlichen Ausgangssituation gerecht<br />

zu werden suchen. Er muss deswegen sowohl e<strong>in</strong> Logos um der<br />

Wahrheit willen se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem die Position der Leugner und Zweifler<br />

erschüttert wird, als auch e<strong>in</strong> Logos im S<strong>in</strong>ne der Wahrheit, der die<br />

zw<strong>in</strong>genden Gründe für die eigene Position aufzuweisen vermag. Der<br />

philosophische Logos hat deswegen notwendig e<strong>in</strong> doppeltes Gesicht:<br />

Er hat den Charakter des Elenktischen, <strong>in</strong>sofern er die Gründe der<br />

Zweifelshaltung oder des Irrtums, sofern sie überhaupt vorh<strong>and</strong>en s<strong>in</strong>d,<br />

widerlegen muss. Er hat aber auch den Charakter der positiven<br />

Wahrheitsbehauptung, <strong>in</strong>sofern er Gründe für die eigene Position<br />

nennen muss. Der elenktische Logos wird hier ganz im S<strong>in</strong>ne der platonischen<br />

Ansicht von der kathartischen Funktion der aporetischen<br />

2 Vgl. dazu Kobusch 2006.<br />

3 Vgl. z. B. Ps.-Just<strong>in</strong>, Tertullian, Athenagoras, e<strong>in</strong>e nicht erhaltene Schrift über<br />

die Auferstehung des Origenes, Methodius von Olympus, Ephräm der Syrer,<br />

Gregor von Nyssa, Johannes Chrysostomus.<br />

4 Roger Bacon hat als e<strong>in</strong>er der ganz wenigen Vertreter der patristischen Ansicht<br />

im hohen Mittelalter die christliche Philosophie als die „Vollendung“ (complementum)<br />

der Philosophie überhaupt bezeichnet; vgl. se<strong>in</strong> Opus maius, P.<br />

secunda, I, p. 63 – 65.

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