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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Aporien <strong>in</strong> der aristotelischen Konzeption des Beherrschten 337<br />

praktischen Überlegungen selten explizit ausführt, da er von vorgegebenen<br />

äußeren oder auch <strong>in</strong>neren Situationen ausgeht, die jeweils e<strong>in</strong>en<br />

bestimmten Teilbereich der Affektivität ansprechen. Zum Beispiel: Wo<br />

e<strong>in</strong>e Kränkung vorliegt, wird der Affekt des Zorns erregt, verbunden<br />

mit e<strong>in</strong>er Strebung nach Rache, und es geht dabei um das Gut der Ehre<br />

oder Selbstachtung. Zweitens: Die betroffene Person muss dieses Gut<br />

durch praktische Überlegung so weit auf Mittel und Best<strong>and</strong>teile zurückführen,<br />

bis sie zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der konkreten Situation angemessenen<br />

und hier und jetzt ausführbaren H<strong>and</strong>lung kommt. Diese H<strong>and</strong>lung, die<br />

bei uns liegt (eph’ hÞm<strong>in</strong>), wird zum Gegenst<strong>and</strong> e<strong>in</strong>er prohairesis, e<strong>in</strong>es<br />

H<strong>and</strong>lungsvorsatzes, der unmittelbar realisiert wird, wenn nichts h<strong>in</strong>dert.<br />

In das Gutse<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er H<strong>and</strong>lung fließen daher für Aristoteles zwei<br />

Aspekte: Die Vernünftigkeit oder praktische Richtigkeit der konkreten<br />

H<strong>and</strong>lung, die sich aus der Überlegung ergibt, und das gute Ziel, das <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er boulÞsis im S<strong>in</strong>n des rationalen Strebens liegt. Diese wiederum geht<br />

aus dem Charakter hervor, bei der richtigen H<strong>and</strong>lung genauer aus<br />

e<strong>in</strong>er guten Disposition, e<strong>in</strong>er aretÞ ÞthikÞ. So jedenfalls verhält es sich<br />

normalerweise. Der enkratÞs aber hat im relevanten H<strong>and</strong>lungsbereich,<br />

dem der s<strong>in</strong>nlichen Begierde, nicht die erforderliche ethische aretÞ.<br />

Damit s<strong>in</strong>d wir beim Problem zurück.<br />

Versuch, die enkrateia zu verstehen<br />

Der Versuch hat zwei Schritte. Ich frage zuerst nach dem telos des<br />

Beherrschten und zweitens nach der Art se<strong>in</strong>er Überlegung.<br />

(i) Das telos der enkrateia. Fragen wir, was das relevante telos oder<br />

Objekt des rationalen Wünschens im Bereich der S<strong>in</strong>nlichkeit ist. Es<br />

müsste dasjenige se<strong>in</strong>, das der sôphrôn hat. Se<strong>in</strong> Umgang mit den Begierden<br />

ist so beschaffen, dass er <strong>in</strong> Maßen und, wie es richtig ist, nach<br />

dem s<strong>in</strong>nlich Angenehmen strebt, nämlich so weit es gut für die Gesundheit<br />

ist und nicht gegen das kalon und über se<strong>in</strong>e Mittel geht<br />

(1119a11 – 20). Die Mäßigkeit und die Beherrschtheit im engeren S<strong>in</strong>n<br />

begnügen sich mit der Befriedigung der Begierden nach dem für das<br />

Leben Notwendigen (1147b25). Das Ziel ist also hier nicht e<strong>in</strong> bestimmter<br />

Teil oder Aspekt der eudaimonia wie bei den <strong>and</strong>eren aretai,

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