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Body and Soul in Ancient Philosophy

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486<br />

Therese Fuhrer<br />

– Identität des Auferweckten mit dem Verstorbenen. 53 Damit br<strong>in</strong>gt<br />

August<strong>in</strong> am Ende e<strong>in</strong>er für sich genommen str<strong>in</strong>genten logischen<br />

Argumentation e<strong>in</strong> neues Element <strong>in</strong> die Formulierung der conclusio<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, das <strong>in</strong> den beiden platonischen Prämissen nicht enthalten ist und<br />

das sich demnach auch nicht erschließen lässt. 54 Dass die Platoniker<br />

diesen Zusatz akzeptiert hätten, ist nicht plausibel und bleibt re<strong>in</strong>e<br />

Spekulation.<br />

Im Folgenden (Kap. 28) führt August<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Zeugnis Varros an, das<br />

diesen Zusatz belegen soll: Griechische Horoskopsteller würden behaupten,<br />

dass die Seelen nach 440 Jahren <strong>in</strong> ihren eigenen Leib zurückkehrten.<br />

Zwar liegt Varro gemäß August<strong>in</strong> <strong>in</strong>sofern falsch, als Varro<br />

diesen wiedervere<strong>in</strong>igten Seelen und Körpern nicht ewiges Leben zugesteht;<br />

dennoch soll se<strong>in</strong> Testimonium als Beweis dafür dienen, dass<br />

Seelen nach längerer Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Körper zurückkehren können, der<br />

zuvor verwest oder verstümmelt gewesen war. E<strong>in</strong> philosophisches<br />

Argument wird damit nicht geliefert, geschweige denn dass die Erweiterung<br />

der conclusio von 22,27 legitimiert wird.<br />

Auch die Beweisführung <strong>in</strong> Kap. 26 –28 basiert also nicht auf gültigen<br />

Schlüssen, sondern ist wiederum eher rhetorischer Natur. Behauptet<br />

wird letztlich, dass sich aus e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation zweier philosophischer<br />

Positionen und e<strong>in</strong>em religionshistorisch <strong>in</strong>teressanten, aber<br />

nicht philosophisch relevanten Testimonium auf die Wahrheit der<br />

christlichen Auferstehungslehre schließen lasse.<br />

3.6. Die Gottesschau der Menschen im auferst<strong>and</strong>enen Leib (22,29)<br />

Das Gedankenexperiment von civ. 22 wird <strong>in</strong> den beiden letzten Kapiteln<br />

(29 f.) mit e<strong>in</strong>er apokalyptischen Vision abgeschlossen, die vergleichbar<br />

ist mit den Jenseitsszenarien der paganen Mythologie. August<strong>in</strong><br />

beschränkt sich auf die Gruppe der Heiligen und deren Leben auf<br />

53 Dieses Element der Auferstehungslehre wird auch als Beitrag zur Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er Persönlichkeitstheorie gewertet, die im Mittelalter mit der Erfahrung im<br />

eigenen ,Fleisch‘ verbunden wird; dazu Bynum 1995, 100 f.; Richey 1995, 141<br />

mit Anm. 36. Vgl. auch Miles 1979, 100 f. zu den Auswirkungen auf die<br />

frühchristlichen Begräbnispraktiken (nach G.M.C. Toynbee).<br />

54 In civ. 10,30 polemisiert August<strong>in</strong> gegen Platons und Plot<strong>in</strong>s Seelenw<strong>and</strong>erungslehre,<br />

namentlich gegen die Vorstellung, dass Seelen auch <strong>in</strong> Tierkörper<br />

e<strong>in</strong>gehen können; Porphyrios gesteht er zu, dass er se<strong>in</strong>en Lehrer korrigiert<br />

habe (vgl. auch 12,21; 12,27; 13,19). Dazu O’Daly 1987, 72 – 75.

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