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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Günther Patzig<br />

Gleichheit durch Idealisierung gew<strong>in</strong>nen. Platon sah noch nicht vor sich,<br />

dass es verschiedene Arten der Begriffsbildung geben kann, von denen<br />

Abstraktion aus der Erfahrung eben nur e<strong>in</strong>e ist. Die ,durchschnittliche<br />

Familie‘, die 1,8 K<strong>in</strong>der hat, brauchen wir weder hier noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

<strong>and</strong>eren Welt kennengelernt zu haben, um von ihr vernünftig reden<br />

und den Begriff der ,durchschnittlichen Familie‘ <strong>in</strong> entsprechenden<br />

Zusammenhängen s<strong>in</strong>nvoll verwenden zu können.<br />

Der dritte Beweis stellt auf die Eigenschaft der Seele ab, Subjekt<br />

rationaler Erkenntnis zu se<strong>in</strong>, die, nach Platons ontologischen Auffassungen,<br />

nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich zeitloser Wahrheiten und im H<strong>in</strong>blick auf<br />

unvergängliche Ideen erreichbar ist. Die Seele ist daher diesem zeitlosen<br />

und unvergänglichen Bereich der Ideen zugew<strong>and</strong>t und zugeordnet,<br />

während der Körper mit se<strong>in</strong>en vielfältigen Bedürfnissen und Begierden<br />

auf den Bereich h<strong>in</strong>fälliger und vergänglicher irdischer D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>gestellt<br />

ist. In e<strong>in</strong>er solchen <strong>in</strong>tentionalen Beziehung kommt, so Platon, e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>nere Verw<strong>and</strong>tschaft zum Ausdruck. Wenn nun der Körper (wie die<br />

ägyptischen Mumien e<strong>in</strong>drucksvoll zeigen, auf die Platon tatsächlich<br />

h<strong>in</strong>weist) den Tod noch für lange Zeit überdauern kann, sollte dann die<br />

Seele, die doch dem Unvergänglichen verw<strong>and</strong>t ist, den Tod des Individuums<br />

nicht noch viel eher überdauern können? (Phd. 78b –84b)<br />

Der wichtigste E<strong>in</strong>w<strong>and</strong> gegen diesen hübschen, aber doch auch<br />

sehr schwachen Beweis richtet sich hier gegen die These, dass <strong>in</strong>tentionale<br />

Beziehungen der beschriebenen Art e<strong>in</strong>e Assimilation an den<br />

Gegenst<strong>and</strong>sbereich, dem solche Beziehungen gelten, bewirken müssten.<br />

Es ist aber nur kont<strong>in</strong>gent, wenn z.B. e<strong>in</strong>ige Meeresforscher auch<br />

flüssig schreiben können oder e<strong>in</strong> Wüstenexperte e<strong>in</strong>en trockenen<br />

Humor an den Tag legt. 2<br />

Der vierte Unsterblichkeitsbeweis arbeitet mit Grundsätzen der<br />

platonischen Ideenlehre und wird von Platon, wie <strong>in</strong> dem Dialog ausdrücklich<br />

gesagt wird, als der stärkste Beweis für die Unsterblichkeit der<br />

Seele angesehen. Für den Zweck dieses Beitrags ist es aber nicht nötig,<br />

auch diesen Beweis zu analysieren (zumal der Text an manchen Stellen<br />

durchaus dunkel ist) und die auch hier naheliegenden E<strong>in</strong>wände zu<br />

nennen. 3<br />

2 Immerh<strong>in</strong> wird von dem englischen Historiker Allan Bullock glaubwürdig<br />

erzählt, dass er, als er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Geschichte Hitlers bei der Park<strong>in</strong>sonerkrankung<br />

Hitlers angekommen war, so wie Hitler mit se<strong>in</strong>em Arm zu zittern begann.<br />

3 Zur näheren Orientierung darüber vgl. Frede, D. 1999.

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