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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Die energeia des Philosophen – zur E<strong>in</strong>heit von<br />

literarischem Dialog und philosophischer<br />

Argumentation <strong>in</strong> Platons Phaidon<br />

Gyburg Radke-Uhlmann<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Sokrates wendet sich zu Anfang des Dialogs Timaios an se<strong>in</strong>e Unterredner<br />

und erzählt ihnen davon, wie er sich beim Gedanken an se<strong>in</strong>e<br />

eben noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> kurzen Abrissen zusammengefasste Politeia fühle.<br />

Er berichtet etwas Persönliches, lässt se<strong>in</strong>e Gesprächspartner E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong> Inneres nehmen. Der Inhalt dieser Gedanken aber ist ke<strong>in</strong> unbestimmtes<br />

Gefühl, sondern e<strong>in</strong>e konkrete Vision, die er sich erfüllen<br />

lassen möchte, nämlich die Vision, die von ihm entworfene Politeia auch<br />

e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Aktion zu sehen. 1<br />

Sokrates vergleicht dazu se<strong>in</strong>en Staatsentwurf mit e<strong>in</strong>em Gemälde.<br />

So wie bei e<strong>in</strong>er gemalten Darstellung schöner Lebewesen beim Betrachter<br />

der Wunsch aufkommen könne, das Lebendige dieser Wesen <strong>in</strong><br />

Aktion, also im Vollzug ihrer Fähigkeiten, zu sehen, so fühle er sich<br />

auch bei der gerade eben wieder aufgefrischten Er<strong>in</strong>nerung an se<strong>in</strong>e<br />

Politeia. Nachdem er erst se<strong>in</strong>e Darstellung argumentativ entwickelt<br />

habe, würde er sich nun an der Betrachtung der H<strong>and</strong>lungen und<br />

Kämpfe, die diese Stadt führt, erfreuen, also an bildlich vorstellbaren<br />

Aktionen, an e<strong>in</strong>er Geschichte, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>zelne Individuen sichtbar<br />

h<strong>and</strong>eln. So erst könne die energeia, die spezifische Eigenart <strong>in</strong> ihrer<br />

Aktualität vor Augen gestellt werden. 2<br />

1 Ti. 19b – c7.<br />

2 Der Begriff energeia ist erst bei Aristoteles term<strong>in</strong>ologisch. Für Platon spielt<br />

allerd<strong>in</strong>gs der Begriff ergon e<strong>in</strong>e zentrale Rolle bei der Frage, wie etwas überhaupt<br />

erkannt werden kann (z. B. im ersten Buch der Politeia). Er steht also im<br />

Zentrum der platonischen Erkenntnistheorie. In diesem von Platon entwickelten<br />

S<strong>in</strong>n verstehe ich im Folgenden auch den Begriff energeia: als Aktualisierung<br />

des spezifischen ergon e<strong>in</strong>er Sache oder e<strong>in</strong>es Menschen.

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