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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Das Pythagorasfragment des Xenophanes 55<br />

von der Philosophie des Pythagoras ist die Seelenw<strong>and</strong>erungslehre, so<br />

tradiert Porphyrios die alte Ansicht:<br />

Am meisten wurden jedoch folgende Lehren bei allen bekannt: erstens, daß<br />

er [Pythagoras] behauptete, die Seele sei unsterblich (¢r !¢\matom eQma_<br />

vgsi tµm xuw^m); zweitens, daß sie sich ändere, <strong>in</strong>dem sie <strong>in</strong> <strong>and</strong>ere Lebewesen<br />

e<strong>in</strong>gehe; außerdem (pq¹r d] to}toir), daß das Entstehende nach<br />

gewissen Perioden erneut entstehe und daß es überhaupt nichts Neues<br />

gebe; schließlich, daß man alles Entstehende, das beseelt ist, als verw<strong>and</strong>t<br />

betrachten solle. (Übs. Mansfeld)<br />

Zu beachten ist dabei die an der sprachlichen Fassung unschwer ablesbare<br />

Kadenz <strong>in</strong>nerhalb der Aufzählung der Hauptlehren des Pythagoras:<br />

Als erste oder vordr<strong>in</strong>glich (pq_tom) die Unsterblichkeit der<br />

Seele, dann, oder „dieser zunächst“ (eWta), also <strong>in</strong> enger Verb<strong>in</strong>dung<br />

damit, die Seelenw<strong>and</strong>erung. Das letab\kkeim, das der Seele dabei als<br />

Aktivität zugesprochen wird, muss nicht auf den unspezifischen S<strong>in</strong>n<br />

von ,sich ändern‘ beschränkt werden wie <strong>in</strong> Mansfelds Übersetzung,<br />

sondern me<strong>in</strong>t spezifischer: E<strong>in</strong>e Veränderung erfahren oder bewerkstelligen,<br />

etwas an sich ändern (zum Beispiel auch e<strong>in</strong>en <strong>and</strong>eren Namen<br />

annehmen o. ä.), schließlich auch ,wechseln‘, etwa se<strong>in</strong>e Kleider oder<br />

die Seiten im Krieg. Auch e<strong>in</strong> S<strong>in</strong>n der geographischen Verlagerung,<br />

von ,w<strong>and</strong>ern‘, ist im Wort mitgegeben. 20 Was <strong>in</strong> der Aufzählung bei<br />

Porphyrios darauf folgt, ist ebenfalls auffällig e<strong>in</strong>geleitet damit, dass die<br />

Wendung pq¹r d] to}toir, also „nach diesen dann“, die ersten beiden<br />

Lehrstücke klar von den nachfolgenden absetzt. Die erstgenannten s<strong>in</strong>d<br />

demnach hauptsächlich und <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als pythagoreisch anzusehen,<br />

als die Lehren mith<strong>in</strong>, die das pythagoreische Denken von Anfang her <strong>in</strong><br />

den Augen der Außenstehenden charakterisieren und auch „bei allen<br />

bekannt“ s<strong>in</strong>d. 21<br />

Nimmt man nun für das Pythagorasfragment des Xenophanes die<br />

erweiterte Interpretationsbasis e<strong>in</strong>er Ause<strong>in</strong><strong>and</strong>ersetzung mit dem Gedanken<br />

e<strong>in</strong>er Seelenw<strong>and</strong>erung als Hauptlehre des Pythagoras (und<br />

20 Daher übersetzt Laura Gemelli <strong>in</strong> ihrer neuen Vorsokratiker-Ausgabe die Stelle<br />

so: „dass er erstens sagt, die Seele sei unsterblich, des weiteren, sie w<strong>and</strong>ere <strong>in</strong><br />

<strong>and</strong>ere Arten von Lebewesen“ (Gemelli Marciano 2007, ad loc.).<br />

21 Zur Stütze vgl. Zhmud 1997, 117: „Der Name des Pythagoras hat sich bereits<br />

früh so fest mit der Metempsychose verbunden, daß diese Lehre geradezu als<br />

Kern des Pythagoreismus gilt. Die Quellen des fünften und vierten Jahrhunderts<br />

lassen klar erkennen, daß Pythagoras an die Seelenw<strong>and</strong>erung geglaubt<br />

hat“.

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