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Body and Soul in Ancient Philosophy

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„Denn mit Menschen sprechen wir und nicht mit Göttern“ 177<br />

3. Epikurs Weiser: ,Tragische‘ Lebensform und ihr Glück<br />

Das gilt <strong>in</strong>sbesondere für die Epikureer. Denn <strong>and</strong>ers als die Stoiker s<strong>in</strong>d<br />

sie bereit, Affekte wie Trauer oder Zorn als natürlich gegeben anzusehen<br />

– noch Lukrez ist überzeugt, dass derartige Affekte ausrottbar<br />

s<strong>in</strong>d. 48 Epikur selbst räumt e<strong>in</strong>en emotionalen Mischzust<strong>and</strong> von Lust<br />

und Schmerz e<strong>in</strong>, wenn er sich an die letzten Worte se<strong>in</strong>es Bruders<br />

Neokles er<strong>in</strong>nerte. 49 Doch bedürfen die Affekte e<strong>in</strong>es besonderen<br />

Umgangs. Werden sie richtig beh<strong>and</strong>elt, so s<strong>in</strong>d die Epikureer überzeugt,<br />

dann stellen sie ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis für e<strong>in</strong> glückliches, den<br />

Göttern würdiges Leben dar. 50 Es ist deshalb konsequent, wenn die<br />

Epikureer mit jenen nicht übere<strong>in</strong>stimmen, die Trauer und Tränen<br />

anlässlich des Todes von Freunden ablehnen, wie wir bei Plutarch unter<br />

H<strong>in</strong>weis auf Briefe Epikurs lesen: 51<br />

Die Epikureer widersetzen sich solchen, die Trauer und Tränen und Klage<br />

beim Tod der Freunde beseitigen, und sagen, dass der Mangel an Trauer,<br />

welcher uns völlig unsensibel macht, von e<strong>in</strong>em <strong>and</strong>eren, größten Übel<br />

stammt: Härte oder Streben nach Ruhm, unbeherrscht und geradezu<br />

Wahns<strong>in</strong>n. Deshalb ist es besser, sagen sie, e<strong>in</strong> wenig bewegt und traurig zu<br />

se<strong>in</strong> und beim Zeus Tränen zu vergießen und zu zerschmelzen (Plu. Non<br />

posse 1101a – b, Übs. R. Müller/F. Jürss).<br />

Ob dies auch für Epikur selbst gilt, kann man bezweifeln, man wird<br />

vielleicht auch bei ihm an e<strong>in</strong>e anti-tragische Haltung wie die des Sokrates<br />

im Phaidon denken dürfen, die <strong>in</strong> gewisser Weise ja das Ideal der<br />

stoischen Weisen vorwegnimmt. Die Anthropologie der Epikureer<br />

h<strong>in</strong>gegen konvergiert eher mit jener von Phaidon vertretenen ,tragischen‘<br />

Weltsicht, die Glück ebenfalls nicht ausschließt, geht man mit<br />

den Affekten richtig um. Als Hilfe bieten die Epikureer Techniken an,<br />

wie sie uns heute besonders <strong>in</strong> den Traktaten Philodems über Affekte<br />

wie Zorn oder Trauer kenntlich s<strong>in</strong>d. Zur epikureischen Affektbe-<br />

48 Vgl. Lucr. 3,310, vgl. 3,320 f. usque adeo naturarum vestigia l<strong>in</strong>qui / parvola, quae<br />

nequeat ratio depellere nobis; was aber wie bei Platons ,anständigen Menschen‘<br />

nicht an e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> gewisser Weise glücklichen Leben h<strong>in</strong>dert, vgl. Lucr. 3,322;<br />

Erler 2002, bes. 173.<br />

49 Vgl. fr. 186 Us.<br />

50 Vgl. Lucr. 3,322.<br />

51 Vgl. Plu. Non posse 1101a –b (nicht <strong>in</strong> Usener 1887 und Arrighetti 1973), vgl.<br />

Obb<strong>in</strong>k 1996, 412 f. (dort auch Text und engl. Übs.). E<strong>in</strong>e ähnliche Haltung<br />

f<strong>in</strong>den wir bei Philodem (Phld. Ir. 39,21 – 25 Indelli), der dabei gegen die<br />

Stoiker polemisiert.

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