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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Aristoteles’ Zirbeldrüse? 323<br />

Aristoteles sagt selbst noch am meisten zu (iii), e<strong>in</strong> wenig zu (i),<br />

kaum etwas aber zu (ii) – und doch ist gerade dies für uns der <strong>in</strong>teressanteste<br />

Punkt, wenn es um die Frage geht, welche Eigenschaften das<br />

Material der motivational prägenden Wahrnehmung haben muss. Denn<br />

die Ausführungen zu (ii) liefern uns (oder müssten uns liefern) e<strong>in</strong>e<br />

Erläuterung zur materiellen Realisierung des Verhältnisses von Wahrnehmung<br />

und Streben. (Auch hier gilt die Warnung vom Ende der<br />

E<strong>in</strong>leitung: Theorie-Spekulation ersetzt ke<strong>in</strong>e Text-Interpretation.<br />

Doch e<strong>in</strong> bloßes Konstatieren von Lücken expliziter Theorie führt<br />

ebenfalls nicht weiter.)<br />

Welche Eigenschaften muss das <strong>in</strong> Frage stehende Material also<br />

haben? Das Material muss im wesentlichen das Material für komplexe<br />

perzeptive Zustände der beschriebenen Art se<strong>in</strong> können. Dafür muss es<br />

zunächst die Wahrnehmung von Unterschieden e<strong>in</strong>facher Wahrnehmungsgehalte<br />

(z. B. von rot und blau oder auch von rot und süß) realisieren<br />

können. Über solche e<strong>in</strong>fachen Realisierungen h<strong>in</strong>aus muss das<br />

Material aber auch die gesamte Komplexität der oben – <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit der prospektiven Formung – genannten Umwelt- und Selbstwahrnehmungen<br />

realisieren können. Es muss gerade auch solche perzeptiven<br />

,Spannungen‘ realisieren können (womit nicht der stoische<br />

Begriff der Spannung vorweggenommen gedacht se<strong>in</strong> soll), wie sie sich<br />

<strong>in</strong> der Registrierung von Unterschieden zwischen faktischen und<br />

idealen Form-Realisierungen zeigen, und es muss dabei auch e<strong>in</strong>fache,<br />

<strong>in</strong>terpretierte und bewertete Wahrnehmungsgehalte realisieren, die für<br />

die Veränderung jener Unterschiede relevant s<strong>in</strong>d: Es muss motivational<br />

prägende Wahrnehmung realisieren.<br />

Diese materielle Realisierung e<strong>in</strong>er motivational prägenden Wahrnehmung<br />

– d.h. e<strong>in</strong>er Wahrnehmung, die etwas als nützlich oder<br />

schädlich und entsprechend als angenehm oder unangenehm registriert<br />

– ist nun entscheidend für das Zust<strong>and</strong>ekommen von Ortsbewegung.<br />

Denn mit der Wahrnehmung oder Vorstellung von etwas Angenehmem<br />

oder Unangenehmem geht auf der Ebene der Realisierung, d. h.<br />

auf der Ebene des pneuma bzw. des sonstigen relevanten Materials, e<strong>in</strong>e<br />

auf die gleiche Weise realisiert wie das Streben. Zu beachten ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

gerade für (ii) Solmsens Warnung: „The temptation of f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g the pneuma<br />

hidden beh<strong>in</strong>d a goodly number of Aristotelian passages is strong but it seems<br />

wiser to resist the lure of this game“ (1961, 175). Mir genügt es wieder, dass –<br />

wenn nicht das pneuma – irgende<strong>in</strong> <strong>and</strong>eres Material für die materielle Realisierung<br />

der entsprechenden Zustände und Vorgänge vorgesehen se<strong>in</strong> muss.

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