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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Die aretÞ des Leibes 235<br />

weitere notwendige Komponente e<strong>in</strong>es Lebens, das durch die Präsenz<br />

dieser Tugenden bestimmt ist.<br />

Man könnte e<strong>in</strong>wenden, dass jem<strong>and</strong> sich ja auch über se<strong>in</strong>e bloß<br />

verme<strong>in</strong>tliche aretÞ freuen kann und dass folglich solche Freuden auch<br />

unabhängig von tatsächlicher aretÞ bestehen können. Aber dieser E<strong>in</strong>w<strong>and</strong><br />

würde verkennen, was der spr<strong>in</strong>gende Punkt von Platons These<br />

ist. Diese bezieht sich nicht darauf, dass jem<strong>and</strong> sich über die eigene<br />

Tugendhaftigkeit freut, sondern behauptet, dass die aretÞ-gemäßen<br />

Vollzüge – wenn sie echt s<strong>in</strong>d – die hochkarätigsten Freuden bereithalten.<br />

Für bloß verme<strong>in</strong>tliche aretÞ würde das nicht gelten. Platon stützt<br />

sich dabei auf e<strong>in</strong> recht fragwürdiges ontologisches Argument (585b-<br />

586b), dass wir hier nicht näher zu erörtern brauchen, da es uns jetzt nur<br />

darum geht, den Bedeutungsgehalt se<strong>in</strong>er These richtig zu verstehen.<br />

Was ergibt sich aus alledem für den S<strong>in</strong>n der Zuordnung von Gesundheit<br />

zu der Klasse der Güter, die sowohl Güte-1 als auch Güte-2<br />

aufweisen? Zunächst e<strong>in</strong>mal ist klar, dass Platon beim <strong>in</strong>strumentellen<br />

Nutzen der Gesundheit sicher nicht an Wirkungen des Gesundsche<strong>in</strong>ens<br />

denkt. So wie das Sehen und Hören für den <strong>in</strong>dividuellen Erkenntnisfortschritt<br />

unerlässlich s<strong>in</strong>d (vgl. Ti. 47a –e), ist auch Gesundheit, wie<br />

wir gesehen haben, von Nutzen für den Erwerb und die Bewahrung der<br />

Eudaimonie, da nur der Gesunde <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tellektuellen und charakterlichen<br />

Formung ungeh<strong>in</strong>dert voranschreiten kann.<br />

Wie steht es h<strong>in</strong>gegen mit der Rolle des Gesundse<strong>in</strong>s als e<strong>in</strong>es f<strong>in</strong>ales<br />

Gutes? Wenn Platon vom Sehen und Hören sagt, dass sie nicht nur<br />

<strong>in</strong>strumentell, sondern auch um ihrer selbst willen erstrebenswert s<strong>in</strong>d,<br />

so denkt er vermutlich daran, dass es sich bei Sehen und Hören um<br />

naturgemäße Vollzüge h<strong>and</strong>elt (naturgemäße ,Füllungen‘ gemäß der<br />

Lusttheorie <strong>in</strong> Politeia IX, 583b ff.), die auch ohne jeden weiteren,<br />

darüber h<strong>in</strong>ausgehenden Nutzen als erfreulich erlebt werden. Die Gesundheit<br />

h<strong>in</strong>gegen ist h<strong>in</strong>sichtlich des Erlebens eher e<strong>in</strong> unauffälliger<br />

Zust<strong>and</strong>, der als lustvoll vor allem im Kontrast zu den mit Krankheit<br />

verbundenen Leiden wahrgenommen wird – e<strong>in</strong>e Form des Lusterlebens,<br />

die <strong>in</strong> Buch IX als sche<strong>in</strong>haft charakterisiert wird, da dieser Zust<strong>and</strong><br />

<strong>in</strong> Wirklichkeit e<strong>in</strong> mittlerer zwischen Lust und Schmerz sei<br />

(583b –585a). Krankheit h<strong>in</strong>gegen ist nicht nur <strong>in</strong>strumentell abträglich,<br />

<strong>in</strong>sofern sie störend auf den Seelenhaushalt und die seelischen Tätigkeiten<br />

e<strong>in</strong>wirkt, sondern auch an sich, als e<strong>in</strong> naturwidriger und mit<br />

Schmerzen verbundener Zust<strong>and</strong> des Körpers, schlecht und meidenswert.<br />

Wenn man hiervon ausgehend erklären will, was die Gesundheit<br />

als e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>ales Gut qualifiziert, so könnte man darauf verweisen, dass sie

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