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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Demokrits Seelenmodell und die Pr<strong>in</strong>zipien der atomistischen Physik 123<br />

so ist auch klar, dass es für Demokrit ke<strong>in</strong>e substantielle Differenz<br />

zwischen den Seelenatomen und der Masse der sonstigen Atome gibt.<br />

Vielmehr bildet gerade die qualitative Identität aller Atome 36 die entscheidende<br />

Voraussetzung für die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dung des<br />

physikalischen mit dem psychischen Sektor. Oder umgekehrt gesprochen:<br />

Da Demokrit für psycho-physische Vorgänge pr<strong>in</strong>zipiell Wechselwirkung<br />

zwischen Seele und Körper <strong>in</strong> Form mechanischer Bewegungsübertragung<br />

annimmt, kann zwischen Leib und Seele ke<strong>in</strong> Dualismus<br />

<strong>in</strong> Gestalt zweier substantiell verschiedener Realitäten bestehen.<br />

Mit der Ansetzung e<strong>in</strong>es materiell identischen Weltstoffs <strong>in</strong> den Atomen<br />

unterstellt Demokrit sche<strong>in</strong>bar wesensdifferente Wirklichkeitsbereiche<br />

dem Konzept e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit.<br />

Wie Aristoteles <strong>in</strong> De generatione et corruptione 37 mitteilt, hat Demokrit<br />

als e<strong>in</strong>ziger von den früheren Philosophen ausdrücklich die<br />

Me<strong>in</strong>ung vertreten, zwischen dem Wirkenden und dem Erleidenden<br />

müsse Identität und Gleichartigkeit bestehen. Denn bei der für ihn<br />

feststehenden Voraussetzung, dass sich alles Geschehen der physikalischen<br />

Realität auf der Basis der Atome <strong>in</strong> deren gegenseitiger Interaktion<br />

vollzieht, impliziert die Annahme, dass solche Wechselwirkung nur<br />

durch e<strong>in</strong>e Gleichartigkeit der agierenden und reagierenden Entitäten<br />

vonstatten gehen kann, die substantielle Identität aller an den Prozessen<br />

beteiligten Entitäten. 38 Damit leistet das floiom-blo¸\-Pr<strong>in</strong>zip für De-<br />

36 Sie bilden <strong>in</strong> ihrer Gesamtmenge aufgrund der materialen Gleichheit e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>heit (Arist. Metaph. V 6, 1016b32 f.): !qihl` l³m (1st·m 4m) ¨m Bvkg l¸a.<br />

37 Arist. GC I 7, 323b10 ff. Luria führt diese Stelle (315 L.) unter der Rubrik „De<br />

attractione et repulsione. De notione vis“ an, betrachtet sie also nur für die physikalische<br />

Mechanik als relevant, auch DK (DK 68 A 63) ordnen sie <strong>in</strong> die<br />

Beh<strong>and</strong>lung der physikalischen Grundlagen e<strong>in</strong>. Richtig Zeller 1920, 1060 f.,<br />

der hier e<strong>in</strong> Argument für die Gleichartigkeit der Atome sieht.<br />

38 Vgl. Müller 1965, 75, wo dieser Zusammenhang allerd<strong>in</strong>gs nur auf den physikalischen<br />

Bereich bezogen wird. Zu schwach v. Fritz 1953, 90: „… meant<br />

simply that only a body can act upon a body.“ Demokrit geht es vielmehr um<br />

die absolute qualitative Identität des Urstoffs, um alle Se<strong>in</strong>sbereiche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

philosophischen Monismus erfassen zu können. Doch wird sich Demokrit<br />

damit nicht nur gegen vom Ansatz her dualistische Systeme se<strong>in</strong>er Zeit gew<strong>and</strong>t<br />

haben – wie etwa das des Anaxagoras, der e<strong>in</strong>en quasi-immateriellen moOr (doch<br />

immerh<strong>in</strong> keptºtatom p²mtym wqgl²tym, vgl. DK 59 B 12) als Bewegungspr<strong>in</strong>zip<br />

des materialen Stoffs e<strong>in</strong>führt, oder das des Empedokles, wo die Kräfte<br />

vik¸a und me?jor auf die materialen Elemente e<strong>in</strong>wirken (vgl. Löwenheim 1914,<br />

219 ff.; v. Fritz 1953, 90), sondern, wie der allgeme<strong>in</strong>e Charakter der Formulierung<br />

bei Arist. GC I 7, 323b10 (DK 68 A 63) zeigt, gegen alle Systeme<br />

e<strong>in</strong>es qualitativen Pluralismus.

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