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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Subjekt selbst, das zunächst als Mensch existiert und ,ich‘ sagt. … Worauf<br />

es ankommt, ist, daß wir personale Identität nicht durch qualitative [materielle]<br />

Merkmale def<strong>in</strong>ieren. 24<br />

Tatsächlich ist es ja so, dass sich sowohl bei Metamorphose- als auch bei<br />

Metempsychosevorstellungen das ,Ich‘ als <strong>in</strong>variant und im Kern<br />

identisch unabhängig von Zufälligkeiten des Lebenswegs, qualitativen<br />

Merkmalen oder materiell fassbaren Ausprägungen offenbart. Das wiederum<br />

widerspricht nun ganz deutlich der Aussage von Xenophanes’<br />

Regenbogen-Fragment, das genau darauf besteht, die D<strong>in</strong>ge als wesentlich<br />

das anzuerkennen, was ihre materiellen Ausprägungen und<br />

fassbaren Qualitäten darstellen. Die Geschichte der Leukothea jedenfalls<br />

war e<strong>in</strong> Metamorphosenschicksal, wie man aus dem vierten Buch von<br />

Ovids Metamorphosen weiß: Leukothea ist die verw<strong>and</strong>elte Kadmostochter<br />

Ino, also e<strong>in</strong>e Sterbliche, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Unsterbliche verw<strong>and</strong>elt<br />

wurde.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs: Die Vorstellung von Metamorphosen ist – es wurde ja<br />

schon angedeutet – nicht deckungsgleich mit der Vorstellung von e<strong>in</strong>er<br />

Metempsychose. Auch wenn Ovid im fünfzehnten Buch der Metamorphosen<br />

den Pythagoras wie als Gewährsmann auftreten lässt: Metamorphosen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer unproblematischen Annahme e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit von<br />

Selbst und Leib weniger analytisch <strong>in</strong> ihrer Struktur und Grundabsicht.<br />

Richtig hat Descartes gesehen, „die Leib-Seele-E<strong>in</strong>heit sei der selbstverständliche<br />

Ausgangspunkt unserer Alltagserkenntnis, während uns<br />

die Verschiedenheit von Leib und Seele erst durch unser Denken bewußt<br />

werde“ 25 . Wie gesagt: Der def<strong>in</strong>ierende Unterschied zwischen<br />

Metamorphose und Metempsychose liegt <strong>in</strong> der zentralen Rolle des aus<br />

solch e<strong>in</strong>er Analyse gewonnenen Begriffs der xuw^ für die Erklärung<br />

und Zuweisung des Ich-Zusammenhangs. Genau deshalb taucht die<br />

xuw^ als Kernbegriff im Fragment 7 des Xenophanes auf: Es geht hier,<br />

<strong>and</strong>ers als beim Leukothea-Testimonium, um e<strong>in</strong>e Kritik der Metempsychosenlehre,<br />

nicht um e<strong>in</strong>e unspezifische Kritik bloßer Transformation<br />

ohne nähere Bestimmung der sich durchhaltenden Ich-Konstante.<br />

Es geht darüber h<strong>in</strong>aus um e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition des <strong>in</strong>telligibile, auf das<br />

sich das Haupt<strong>in</strong>teresse bei der den Metamorphose- und Metempsychoselehren<br />

eigenen Grundvorstellung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>telligibile <strong>in</strong> sensibili bei<br />

Lebewesen konzentriert.<br />

24 Spaemann 1996, 19.<br />

25 Schöndorf 2001, 78.<br />

Das Pythagorasfragment des Xenophanes 57

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