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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Aporien <strong>in</strong> der aristotelischen Konzeption<br />

des Beherrschten und des Schlechten<br />

Ursula Wolf<br />

In der H<strong>and</strong>lungstheorie gibt es zwei grundlegende Konzeptionen der<br />

H<strong>and</strong>lungsmotivation. Das Humesche Modell besagt, dass nur s<strong>in</strong>nliche<br />

Antriebe H<strong>and</strong>lungen <strong>in</strong> Bewegung setzen können und die Aufgabe der<br />

Vernunft sich darauf beschränkt, Mittel zur Befriedigung unserer <strong>in</strong> der<br />

Affektivität und im Wollen vorgegebenen Ziele zu f<strong>in</strong>den. Das Gegenmodell<br />

f<strong>in</strong>den wir bei Kant, der der Vernunft e<strong>in</strong>e eigene Motivationskraft<br />

zuschreibt. Diese besteht <strong>in</strong> der Achtung vor dem moralischen<br />

Gesetz und ist nicht <strong>in</strong> der Erfahrungswelt angesiedelt, sondern <strong>in</strong><br />

der <strong>in</strong>telligiblen Welt. Kant nennt sie im Unterschied zu s<strong>in</strong>nlichen<br />

Triebfedern e<strong>in</strong> Interesse und bezeichnet sie als das, wodurch Vernunft<br />

praktisch, d. h. e<strong>in</strong>e den Willen bestimmende Ursache wird. 1<br />

Die Probleme beider Modelle s<strong>in</strong>d bekannt. Das erste Modell ist<br />

verkürzt; es berücksichtigt nicht, dass unsere faktischen Wünsche kritisierbar<br />

s<strong>in</strong>d, dass sich die Frage ihrer Ordnung im Konfliktfall stellt<br />

usw. 2 Die Annahme e<strong>in</strong>es eigenen Vernunft<strong>in</strong>teresses <strong>in</strong> der <strong>in</strong>telligiblen<br />

Welt ist ebenfalls nicht befriedigend, da unklar bleibt, wie es <strong>in</strong> der<br />

Erfahrungswelt wirksam werden kann. Daher erfreut sich das H<strong>and</strong>lungsmodell<br />

des Aristoteles zunehmender Beliebtheit. Zwar f<strong>in</strong>det sich<br />

auch bei Aristoteles die Konzeption e<strong>in</strong>es von der Erfahrungswelt abgehobenen<br />

nous, der die göttlichen D<strong>in</strong>ge betrachtet und <strong>in</strong> dessen<br />

Betätigung die bestmögliche Lebensform liegt. Für das alltägliche<br />

H<strong>and</strong>eln aber ist e<strong>in</strong>e <strong>and</strong>ere Seite der Vernunft zuständig, die Klugheit,<br />

phronÞsis, die zum zweitbesten, dem menschlichen Leben gehört – dem<br />

Leben der eupraxia <strong>in</strong> der Ausübung der Charaktertugenden. Diese<br />

Leistung der Vernunft versteht Aristoteles nun gerade so, dass sie<br />

konkret <strong>in</strong> das Zust<strong>and</strong>ekommen von H<strong>and</strong>lungen e<strong>in</strong>gebunden ist.<br />

Wie es <strong>in</strong> EN VI 13 heißt: Es ist weder möglich, im prägnanten S<strong>in</strong>n<br />

1 Siehe Kant 1903, 459; 1908, 139 – 141.<br />

2 Vgl. Höffe 2007, 160 f.

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