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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Das Pythagorasfragment des Xenophanes 49<br />

offenkundig die Welt und ihre wesentliche ,H<strong>in</strong>tergrundstruktur‘ <strong>in</strong><br />

besonderer Weise erschlossen. Das prom<strong>in</strong>ente Lehrstück der pythagoreischen<br />

Musiktheorie und die Überlieferung, dass Pythagoras e<strong>in</strong>e<br />

„Musik der Sphären“ vernehmen konnte und damit gleichsam die<br />

weltbildende Symphonie, ist nur der bekannteste traditionelle Beleg<br />

dafür. 8 Was das Xenophanesfragment sich demnach zum Thema macht,<br />

ist der Anspruch des Pythagoras, <strong>in</strong> exklusiver Weise das <strong>in</strong>telligibile <strong>in</strong><br />

sensibili zu erkennen. Pythagoras kann mith<strong>in</strong> verstehen, was <strong>and</strong>ere<br />

nicht verstehen können – und zwar offenbar verstehen gleichzeitig im<br />

auditiven und im kognitiven S<strong>in</strong>ne, den das Wort ,verstehen‘ im<br />

Deutschen haben kann. Was Pythagoras aber versteht, ist das Wesentliche,<br />

das die D<strong>in</strong>ge eigentlich identifiziert und def<strong>in</strong>ierend als das<br />

ausdeutet, was sie wirklich s<strong>in</strong>d. Also etwa den Hund als e<strong>in</strong>en der v_koi<br />

des pythagoreischen Zirkels.<br />

Xenophanes hat genau diese Art der Wirklichkeitserschließung und<br />

der Welterklärung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en erkenntnistheoretischen und kosmologischen<br />

Texten mehrfach kritisiert. So etwa <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er überzeugend<br />

überlieferten Ause<strong>in</strong><strong>and</strong>ersetzung mit der Mantik (<strong>in</strong>sbesondere im<br />

Testimonium DK 21 A 52) oder auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en durch Karl Poppers<br />

Interpretationen zu e<strong>in</strong>iger Berühmtheit gelangten erkenntniskritischen<br />

Fragmenten B 18 und B 34. 9<br />

Als <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne aufschlussreich kann jedoch <strong>in</strong>sbesondere das<br />

Fragment DK 21 B 32 des Xenophanes gelten. Es erklärt den Regenbogen<br />

als Ergebnis von Lichtbrechungen <strong>in</strong> Wolken:<br />

Und was sie Iris nennen, e<strong>in</strong>e Wolke ist se<strong>in</strong>er Natur nach auch das,<br />

purpurn, rötlich und gelbgrün anzuschauen.<br />

Fm tû_qim jak]ousi, m]vor ja· toOto p]vuje<br />

poqv}qeom ja· voim_jeom ja· wkyq¹m Qd]s¢ai.<br />

Ähnliches gelte, so Xenophanes, für <strong>and</strong>ere meteorologische und sogar<br />

astronomische Phänomene: für die Elmsfeuer (DK 21 A 39), Blitze (DK<br />

21 A 45), Gestirne (DK 21 A 44) u. a.m. Auch „das“ (toOto) alles ist also<br />

nach Ansicht des Xenophanes auf diese Art zu erklären, nämlich als<br />

Wolkenspiel. Das Neutrum toOto ist bewusst gewählt und soll <strong>and</strong>euten,<br />

dass hier Sächlichkeit gegenüber personaler Göttlichkeit geltend<br />

8 Vgl. die Aussagen des Aristoteles <strong>in</strong> DK 58 B 35, des Porphyrios <strong>in</strong> DK ad 31 B<br />

129, von Platon <strong>in</strong> DK ad 47 B 1.<br />

9 Vgl. von Kutschera 1983, 21, und Schäfer 1996, 114 – 121. Zu Poppers Ansicht<br />

vgl. Popper 1963, 136 – 153.

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