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Body and Soul in Ancient Philosophy

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54<br />

Christian Schäfer<br />

3. Die Kritik der Seelenw<strong>and</strong>erung<br />

Bereits unter der genannten – wenn auch nicht wirklich zufriedenstellenden<br />

– M<strong>in</strong>imalannahme von Interpretationsvorgaben ergibt sich<br />

anh<strong>and</strong> der Frage nach der H<strong>in</strong>tergründigkeit der Welt also das <strong>in</strong>teressante<br />

Bild e<strong>in</strong>er philosophischen Fundamentalkontroverse zwischen<br />

Xenophanes und Pythagoras, die im Fragment 7 des Xenophanes aufsche<strong>in</strong>t.<br />

Doch muss man es wohl nicht schon dabei belassen, und es<br />

wäre übrigens auch im S<strong>in</strong>ne der grundlegenden Annahme, dass<br />

Xenophanes hier e<strong>in</strong>en weltanschaulichen Witz machen möchte,<br />

durchaus ärmlich, wenn man für das Gesagte nicht mehrere Auffassungsschichten<br />

gelten lassen wollte, die den Spaß erst beißend und<br />

tiefs<strong>in</strong>nig machten. Dieses Spiel mit mehreren Auffassungsschichten, die<br />

den Witz der Aussage erst richtig ausmachen, lässt sich bei Xenophanes<br />

auch <strong>in</strong> <strong>and</strong>eren Fragmenten beobachten.<br />

Die vernünftigere Variante sche<strong>in</strong>t nämlich doch die ,konservativere‘<br />

zu se<strong>in</strong>, im Pythagorasfragment des Xenophanes e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong><strong>and</strong>ersetzung<br />

mit der Metempsychosenlehre anzunehmen. Denn das<br />

Fragment zeigt durch die Wortwahl des Xenophanes, dass Pythagoras<br />

die von Xenophanes ansche<strong>in</strong>end <strong>in</strong>s kontra<strong>in</strong>tuitiv Lächerliche gezogene<br />

H<strong>in</strong>tergründigkeit des Wirklichen für den Fall der menschlichen<br />

Existenz offenbar am Begriff der xuw^ festgemacht hat, und das ist hier<br />

das Thema des Xenophanes. Dar<strong>in</strong>, das heißt <strong>in</strong> der existenzüberbrückenden<br />

egologischen Konstanzzuweisung an die xuw^, liegt ja auch<br />

der fassbare Unterschied von Metamorphose und Metempsychose.<br />

Dass diese Zuweisung sozusagen das Kernstück der Lehre des Pythagoras<br />

darstellt, besagt auch Porphyrios <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Passage, die nach<br />

Me<strong>in</strong>ung der Interpreten auf Dikaiarchos zurückgeht (DK 14 8a aus<br />

Porphyrios, Vita Pythagorae)19. 18 Es ist tatsächlich der vielleicht zuverlässigste<br />

Text, der sich betreffs der pythagoreischen Lehre erhalten hat<br />

(auch da s<strong>in</strong>d sich die Interpreten unisono sicher). 19 Das Bekannteste<br />

18 Vgl. Van der Waerden 1979, 21 – 24, und Burkert 1962, 99, sowie Kalogerakos<br />

1996, 113, mit dem Zusatz: „Alle diese Dogmata beziehen sich offensichtlich<br />

auf die Seelenw<strong>and</strong>erungslehre und geben höchstwahrsche<strong>in</strong>lich den altpythagoreischen<br />

Glauben wieder“.<br />

19 So z. B. Kahn 2001, 11: „… the least unreliable report is given by Porphyry,<br />

who seems aga<strong>in</strong> to be follow<strong>in</strong>g Dicaearchus“. Vgl. auch Van der Waerden<br />

1979, 24, mit Bezug auf diese Porphyriospassage: „Daß Pythagoras die Unsterblichkeit<br />

der Seele, die Seelenw<strong>and</strong>erung und die Verw<strong>and</strong>tschaft aller<br />

Lebewesen gelehrt hat, wissen wir aus sehr guten alten Quellen“.

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